15. Oktober
2007
Gesundheitsrisiko No. 1: der eigene Mann im Haus
Renate
Gradistanac sprach im Bundestag über Gewalt gegen
Frauen
„Für
eine Frau ist es tausendmal gefährlicher, verheiratet zu sein
als durch den Wald zu joggen“ - mit diesem Satz
eröffnete am Freitag Renate Gradistanac ihre Bundestags-Rede
zum Thema Gewalt gegen Frauen.
„Das
Zuhause ist immer noch der gefährlichste Ort für eine
Frau. Häusliche Gewalt ist in Europa die größte
Bedrohung für Frauen von 16 bis 44 - sie stellt ein
höheres Risiko dar als Krebs oder Autounfälle.“
Renate Gradistanac, stellvertretende frauenpolitische Sprecherin
der SPD-Bundestagsfraktion, kommentierte den Antrag der
Koalitionsfraktionen „Häusliche Gewalt gegen Frauen
konsequent weiter bekämpfen“.
Bei den
Tätern, so Gradistanac, handele es sich um Männer jeden
Alters, unabhängig von Bildungsgrad und Einkommen.
Jährlich suchten mehr als 40.000 Frauen mit ihren Kindern
Hilfe in einem Frauenhaus; bundesweit registriere die Polizei
jährlich 300 Morde infolge häuslicher Gewalt; Gewalt
gegen Frauen koste die Gesellschaft jährlich rund 14,8
Milliarden Euro (Kosten für Justiz, Polizei, Behandlung durch
den Arzt, Arbeitsausfälle).
Viel sei
erreicht worden - seit dem 1999 von Rot/Grün aufgelegten
„Aktionsplan zur Bekämpfung von Gewalt gegen
Frauen“ liege erstmals ein ressortübergreifendes
Gesamtkonzept vor. Gradistanac: „Das Platzverweis-Signal ,Wer
schlägt, muss gehen' wirkt, das Stalking-Gesetz schließt
Gesetzeslücken und schützt Opfer von
Nachstellungen.“
Indes bleibe
viel zu tun: 40 Prozent der Frauen über 16 Jahren haben
körperliche oder sexuelle Gewalt erfahren, mehr als die
Hälfte der Frauen haben unterschiedliche Formen von sexuellen
Belästigungen erfahren, 42 Prozent aller Frauen waren
psychischer Gewalt ausgesetzt - das belegt laut Renate Gradistanac
die erste repräsentative Studie über das Ausmaß von
Gewalt gegen Frauen.
Migrantinnen
seien noch häufiger Gewalt ausgesetzt und würden dabei
öfter verletzt werden. Zwischenergebnisse einer weiteren
Studie ließen darauf schließen, dass auch ältere
und pflegebedürftige Menschen Opfer von Gewalt würden -
zu Hause, im Pflegeheim und nicht nur in Einzelfällen.
Ältere Frauen würden dabei Opfer sexueller Gewalt. Erste
Hinweise deuteten darauf hin, dass auch für Menschen mit
Behinderungen ein erhöhtes Gewaltrisiko besteht, wenn sie auf
Pflege angewiesen sind.
Die
SPD-Bundestagsabgeordnete nannte den von der Bundesregierung
vorgelegten zweiten Aktionsplan mit 133 Einzelmaßnahmen ein
„ehrgeiziges Projekt“, das sich weiten Teilen mit den
Forderungen der SPD decke. „Ausdrücklich
begrüßen wir, dass beim Schwerpunkt Prävention
bereits bei den Kindern angesetzt wird. Wir erwarten, dass die
Bundesregierung diesen Aktionsplan II so zügig umsetzt wie den
ersten.“
|