16.07.2005
Radio
Mekelwelle
Ein
Leserbrief zu den Leserbriefen von Birgit Dürr, Freudenstadt,
(„Die 68er lassen grüßen“) und von Volker
Grantner, Wildberg, („Verlogene Propaganda“), beide
erschienen am 8. Juli.
Sehr geehrte Frau
Dürr,
sehr geehrter
Herr Grantner,
Klassenkampf
ist Ihrer Ansicht nach naturgesetzlich links, umstürzlerisch
und „von unten“? Ist es nicht Klassenkampf von oben,
wenn jene, die haben und auch das Sagen haben im Land, das Rad
zurückzudrehen wollen?
Kündigungsschutz weg! Tarifautonomie zerschlagen! Sonn-
und Feiertagszuschläge für Krankenschwestern abschaffen!
Aber das heißt nicht „Klassenkampf“. Es
heißt: Gebot der Stunde! Vorfahrt für Arbeit!
Wirtschaftspolitische Vernunft! Flexibilität!
Rot-Grün,
Herr Grantner, hat massiv die Steuern gesenkt, darunter den
Körperschaftssteuersatz von 40 auf 25 Prozent. Von sehr vielen
Handwerkern und Mittelständlern habe ich große
Zustimmung für unsere Politik erhalten. Aber ich registriere
auch: Große Teile der Wirtschaft honorieren diese
Wirtschaftspolitik nicht. Man verweigert sich. Hockt auf seinem
Geld, anstatt es zu investieren. Wartet auf Radio Merkelwelle, den
Privatfunk der Industrie. Die werden parieren!
Gewerkschaften
werden beschimpft. Kein Mucks, wenn die Standesvertretung IHK mit
Blick auf die Neuwahlen den Sekt kalt stellt und „erhebliche
Mehrinvestitionen“ für den Fall einer schwarz-gelben
Regierung vermeldet. Das nenne ich Klassenkampf von oben. Merk(el)t
bloß niemand. Weil es immer schon so war.
Renate
Gradistanac, SPD-Bundestagsabgeordnete, Wildberg
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