Gastgeberin
Renate Gradistanac und Gastredner Lothar Binding (rechts neben
Gradistanac) mit Vertreterinnen und Vertretern von Handwerk,
Industrie und Handel aus dem Kreis Calw sowie von der Stadt Nagold.
Bild: privat
17. Oktober
2007
Damit die
Konzerne hier Steuern zahlen
SPD-Landesgruppe vor Ort: Finanzexperte Lothar Binding
referierte in Nagold
Nagold. Dem
Mittelstand im Schwarzwald bereiten einige finanzpolitische
Reformen Sorgen. Dies machten Vertreterinnen und Vertreter von
Industrie- und Handelskammer Nordschwarzwald, Unternehmen und
Kreditinstituten der Region bei einem Fachgespräch mit dem
SPD-Finanz- und Steuerrechtsexperten Lothar Binding
deutlich.
Auf Einladung
der SPD-Bundestagsabgeordneten Renate Gradistanac war Lothar
Binding im Rahmen der Politwoche „SPD-Landesgruppe vor
Ort“ nach Nagold gekommen und diskutierte über aktuelle
finanzpolitische Entwicklungen. Gradistanac. „Wir wollen
nicht nur bei der Einbringung von Gesetzen über mögliche
Bedenken diskutieren, sondern auch über deren
Auswirkungen.“
Bei dem
Gespräch in der IHK-Geschäftsstelle wurde deutlich: Die
Reform von Erbschafts- und Unternehmenssteuer mit geplanter
Funktionsverlagerungssteuer sowie die Einführung der
Abgeltungssteuer beschäftigen vor allem kleine und
mittelständische Unternehmen. Der Pforzheimer
Steuerrechtsexperte Werner Digel, Vorsitzender des Steuer- und
Rechtsausschusses des Deutschen Industrie- und Handelskammertages
(DIHKT) in Berlin, IHK-Geschäftsführer Jürgen Bolm
sowie Hans-Heiner Bouley, Vorstandsmitglied der Sparkasse Pforzheim
Calw, zeigten Binding auf, wo nach ihrer Einschätzung die
Probleme der Steuerreformen liegen.
Grundsätzlich sehen die Wirtschaftsvertreter die
Notwendigkeit von Reformen, indes sei die Vorgehensweise
„problematisch“, so Digel. Dass vor allem bei
Einführung der Besteuerung stiller Reservein bei
Funktionsverlagerung die Auswirkungen vorab noch nicht abzusehen
seien, dessen ist sich auch Binding bewusst. Notwendig sei die
Steuer, weil viele international agierende Unternehmen in
Deutschland etwa bei der Entwicklung von Produkten Kosten
produzierten und diese abschrieben, während Produktion und
Vermarktung über ausländische Unternehmenszweige in
Ländern mit geringeren Steuersätzen erfolgten, kurz:
„Die Steuern werden nicht in Deutschland gezahlt. Dem muss
ein Riegel vorgeschoben werden“.
Indes gebe es
„das gerechte Steuersystem“ nicht, so Binding. Ziel der
Reform sei es, eine größtmögliche Gerechtigkeit zu
erreichen. Dass nicht alle Unternehmen von den Reformen
profitieren, ist dem SPD-Politiker klar, aber: „Keinen
Vorteil zu haben, bedeutet noch lange nicht, benachteiligt zu
werden.“
Während
die Wirtschaftsvertreter anregten, nochmals über eine
Abschaffung der Erbschaftssteuer nachzudenken, da Aufwand und
Nutzen in keinem Verhältnis stünden und auch die
Bewertungsgrundlagen bei Unternehmen alles andere als klar seien,
machte Lothar Binding deutlich, dass die SPD aus Gründen der
Gerechtigkeit an der Erbschaftssteuer festhalten wolle.
Binding sagte
zu, die Anregungen zu überprüfen und gestellte Fragen
schnellstmöglich zu beantworten. Renate Gradistanac zeigte
sich zudem froh, über den direkten und offenen Austausch von
Politik und Wirtschaft, da gerade auf diesem Weg die
„lernende Gesetzgebung als Prozess, in der Hoffnung auf
positive Weiterentwicklung“ neue Impulse erfahre.
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