Zwölftklässler/innen des Christophorus-Gymnasiums
Altensteig waren zu Besuch bei Renate Gradistanac in Berlin. Mit
auf dem Bild sind die Begleitpersonen Hartmut Hobler, Ingrid Losch,
Sven Gebhard, Jutta Herzog-Brake und Gerhard Stunder. Bild:
privat
Juli
2007
Diskriminierung kommt oft subtil daher
80
Schüler/innen des Altensteiger Christophorus-Gymnasiums
besuchten Renate Gradistanac in Berlin
Sind Sie als
Abgeordnete schon diskriminiert worden, weil Sie eine Frau sind?
Wie verarbeiten Sie Kritik, etwa wenn Sie wegen Ihrer Kritik an der
Stallwächterparty von Leserbriefschreibern und Kommentatoren
angegriffen werden? - Fragen von Schülerinnen und
Schülern des Christophorus-Gymnasiums Altensteig an Renate
Gradistanac.
Knapp 80
Jugendlichen der Jahrgangsstufe 12 waren auf Einladung der
SPD-Bundestagsabgeordneten zu Besuch in Berlin. Antworten bekamen
sie in aller Offenheit: „Diskriminierung“, sagte Renate
Gradistanac, komme gerne versteckt und subtil daher. Das
Standard-Lob von Männern laute: Charmant, charmant! -
„Danke“, denke ich dann immer, „kompetent bin ich
auch.“
Debatte und
Streit seien wesentliche Bestandteile der Demokratie, eine
kritische Grundhaltung unverzichtbar, wenn man aufrecht durchs
Leben kommen wolle. Gradistanac: „Wenn mir eine Sache wichtig
ist, äußere ich meine Kritik und setze mich
selbstverständlich mit der mir entgegengebrachten Kritik
auseinander. Ich halte das gut aus. In einer Demokratie sind
kritische Bürgerinnen und Bürger erwünscht - ich
hoffe auch kritische Abgeordnete.“
Renate
Gradistanac, Jahrgang 1950, bekennt sich zur 68er-Generation und
deren Grundüberzeugungen: Keine Hierarchien, keine
Autoritäten - man begegnet einander auf Augenhöhe.
„Als Jugendliche wollen Sie ernst genommen werden. Wenn Sie
in einem Jugendgemeinderat mitarbeiten, dann darf das keine
Miniplaybackshow sein - dann darf der Erwachsenengemeinderat die
Beschlüsse des Jugendgemeinderats nicht
ignorieren.“
Die
Familienpolitikerin Gradistanac warb für einen neuen Ansatz in
der Arbeitsethik und verwies auf das Beispiel Finnland. Anstatt den
Menschen über Schwächen zu definieren und stets
zunächst nach dem wunden Punkt zu suchen, verfahre man dort
nach dem Prinzip: Der Mensch kann. Der Mensch will. Der Mensch
schafft das.
Auf dem Weg
nach Berlin hatte die Klasse bereits Weimar besucht und die
Gedenkstätte des Konzentrationslagers Buchenwald besichtigt.
In Berlin standen Vorträge im Verteidigungs- und dem Bildungs-
und Forschungsministerium an, die Besichtigung des
Holocaust-Mahnmals und ein Besuch im Willy-Brandt-Haus,
außerdem eine Stippvisite auf der Museumsinsel.
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