Die
Zehntklässler/innen des Progymnasiums Alpirsbach, begleitet
von Dr. Thomas Kappel und Sabine Schulze, waren auf Einladung der
SPD-Bundestagsabgeordneten Renate Gradistanac in Berlin.
Privatbild
27. Juni
2008
Idealismus
alleine genügt nicht
Die
Schüler/innen organisierten den Besuch des Alpirsbacher
Progymnasiums bei Renate Gradistanac in Berlin mit
Alpirsbach/Berlin. Sind Abgeordnete Idealisten? Ist
Linksextremismus so übel wie Rechtsextremismus? Haben Sie
überhaupt Zeit, ihr Geld auszugeben? - Fragen von Jugendlichen
des Progymnasiums Alpirsbach bei deren Berlin-Besuch an Renate
Gradistanac.
Die
Abgeordnete war wie gewohnt um keine Antwort verlegen. Nein, sagte
sie, in Berlin bleibe tatsächlich keine Zeit, um ins KaDeWe zu
gehen. „Man ist drin im politischen Geschäft, hat den
Kopf nicht frei und von morgens um halb acht bis abends um halb
acht Termine.“
Nein, fuhr die
SPD-Bundestagsabgeordnete fort, mit Idealismus alleine komme man in
der Politik wie im Leben nicht weit. „Ich habe gewisse
Vorbehalte für puren Idealismus ebenso wie für
Fundamentalismus.“ Praktische Politik und das Durchsetzen
eigener Überzeugungen erfordere ein gewisses Maß an
Pragmatik gemäß der Losung: „Der harte Weg ist der
Weg.“
Angestiftet
und angeleitet, so Renate Gradistanac, sei sie von der Philosophin
Hannah Arendt und deren Vorstellung eines „tätigen
Lebens“, verbunden mit „innerer Freiheit“. Der
Weg von der Sportlehrerin zur Politikerin sei nicht leicht gewesen.
„Aber was ist schon leicht im Leben. Man braucht eine
Überzeugung, muss dafür einstehen und darf nicht beliebig
sein. Dann schafft man das.“
Und zum Thema
Extremismus: Grundsätzlich gelte es die Demokratie gegen
jeglichen Extremismus zu verteidigen. „Diese
Menschenverachtung, wie sie typisch ist für die Rechten, habe
ich von Linksextremisten nicht gehört.“ Mehr als 150
Menschen seien seit 1990 in Deutschland von Rechtsextremisten
getötet worden.
Gradistanac
ermunterte die Jugendlichen, sich einzumischen und zu engagieren,
ob im Verein, in der Kirchengemeinde oder bei der Feuerwehr. Der
Einsatz für das Gemeinwohl sei zu Recht ein wichtiges Indiz
für die Sozialkompetenz, wenn junge Menschen sich um eine
Ausbildungs- oder Studienplatz bewürben.
Auch
gesellschaftspolitisch sei persönlicher Einsatz notwendig:
„Es ist blamabel, dass Frauen in Deutschland für die
gleiche oder gleichwertige Arbeit immer noch rund 22 Prozent
weniger Lohn erhalten als Männer. Das ist durch nichts zu
gerechtfertigen.“
Die Klasse
hatte mit der Organisation dieser Bildungsfahrt nach Berlin bereits
Engagement gezeigt und im Kollektiv das Programm zusammengestellt.
Dazu gehörten Lerneinheiten in Geschichte (Checkpoint Charly,
Spanziergang entlang der Berliner-Mauer-Linie), Kunst
(Museumsinsel), Kultur (politisches Kabarett, klassisches
Theater)... und so entspannend wie interessant war ein Besuch beim
Musiksender VIVA.
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