Die 9b der
Kepler-Hauptschule war auf Einladung von Renate Gradistanac in
Berlin. Mit auf dem Bild sind die Lehrer Eva Zahrai-Sani und Lehrer
Johannes Rebholz. Privatbild
29. Oktober
2008
Warum
fängt die Schule so früh an?
Vom
Alltagsproblem bis zur Finanzkrise: Renate Gradistanac
empfängt Kepler-Schüler/innen
Freudenstadt.
Noch ist die weltweite Finanzkrise eine abstrakte
Nachrichtenmeldung - auch die Neuner der Kepler-Hauptschule haben
davon gehört. Bei deren Berlin-Besuch erläuterte Renate
Gradistanac die Sorgen der Politik.
Um das
Vertrauen in die Banken wiederherzustellen, hat die Bundesregierung
binnen weniger Tage 500 Milliarden Euro bereitgestellt. „Und
wir haben zwei Jahre lang im Familienausschuss über die
Erhöhung des Kindergelds um zehn Euro pro Kind diskutiert. Die
Erhöhung kostet den Bund eine Milliarde Euro im Jahr.“
Diese Gegenüberstellung, so die SPD-Bundestagsabgeordnete,
lasse erahnen, wie sehr künftig Geld für wichtige
Projekte fehlen werde.
Gradistanac
befürchtet „gewaltige Einbrüche auf allen Ebenen -
gerade auch bei Städten und Gemeinden“. Die politische
Lehre daraus müsse lauten: „Reden wir nicht von Krise -
dies muss ein Wendepunkt sein. Künftig muss wieder die Politik
das Sagen haben, die Politik muss einen Ordnungsrahmen festlegen
und Regeln aufstellen, die für die Akteure des nationalen und
internationalen Finanzmarkts ausnahmslos gelten.“
Gradistanac:
„Schon lange gilt die Regel, dass Ehrenamtliche mit ihrem
Privatvermögen haften, wenn sie grob fahrlässig oder
vorsätzlich handeln. „Als ich Vorsitzende vom Calwer
Frauenhaus war, habe ich persönlich gehaftet - das habe ich
meinem Vorstand jede Woche einmal gesagt.“ Bei jenen, die
aktuellen Zusammenbruch des Finanzmarkts zu verantworten
hätten, rede indessen niemand von Privathaftung.
Die
Kepler-Schüler/innen hörten gebannt zu. Am Ende der
Diskussion freilich kehrten sie zu praktischen Alltagsfragen
zurück. „Warum fängt in Deutschland die Schule so
früh an?“, fragte eine Schülerin. Sie konnte sich
der Anteilnahme der Abgeordneten sicher sein („Ich steh' auch
nicht gern früh auf“). Die Reform der Schulanfangszeiten
sei Sache der Länder, und so lange in den Kultusministerien
die Frühaufsteher die Mehrheit hätten, werde sich an dem
Thema zum Leidwesen von Millionen von Schülerinnen und
Schülern nichts ändern.
Zum
Berlin-Programm der Neuner gehörten ein Besuch des
früheren Stasi-Gefängnisses in der Gedenkstätte
Hohenschönhausen und der Mauer-Gedenkstätte an der
Bernauer Straße, eine obligatorische Stadtführung und
ein Spaziergang durch Kreuzberg - jenen Bezirk, für den Berlin
durch sein Anderssein bekannt ist.
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