Claudia
Schwarz und Kathrin Reinbold aus Nufringen organisieren Fahrten
für Menschen mit Behinderungen - unser Bild zeigt die
Reisegruppe mit der SPD-Bundestagsabgeordneten Renate Gradistanac
im Reichstag in Berlin. Privatbild
31. Oktober
2008
Wenn der
Linienbus Rollstuhlfahrer stehen lässt
Menschen
mit Behinderungen aus Nagold/Nufringen zu Besuch bei Renate
Gradistanac in Berlin
Herrenberg /
Nagold / Berlin.Wenn Menschen mit Behinderungen reisen, reden sie
nicht andauernd darüber, wie beschwerlich das Fortkommen ist.
Das Treffen mit Renate Gradistanac nutzte die Gruppe aus dem Raum
Nagold/Herrenberg aber, um über Barrierefreiheit zu
diskutieren.
Die
SPD-Bundestagsabgeordnete empfing die Gruppe im vorbildlich
barrierefrei ausgestatteten Reichstagsgebäude. Claudia Schwarz
und Kathrin Reinbold aus Nufringen bieten speziell Reisen für
Menschen mit Behinderungen an, sie hatten die Fahrt
organisiert.
Mit der
Barrierefreiheit hapert es in der Großstadt wie im
ländlichen Raum. Im Kreis Calw, so berichtete eine Besucherin,
gebe es immer noch Busunternehmen, die Rollstuhlfahrer an der
Haltestelle stehen lassen; Busfahrer verwiesen auf eine Regelung,
wonach aus Sicherheitsgründen pro Bus nur ein Rolli
transportiert werden dürfe. Diese Regelung freilich gilt seit
Juni des Jahres nicht mehr.
Die Gäste
aus dem Schwarzwald waren mit der barrierefreien Unterkunft in
einer Jugendherberge am Wannsee sehr zufrieden. Und doch gab es
auch hier Minuspunkte: Die zugehörige S-Bahnstation Wannsee
ist nicht barrierefrei, und ein von der Jugendherberge angebotener
Pendelverkehr ist erst von einer bestimmten Gruppengröße
an kostenlos. Die Schwarzwälder gingen also zu Fuß.
„Behinderte haben monatlich ein Budget von 200 Euro zur
Verfügung, da steht ein Shuttleservice von 20 Euro in keinem
Verhältnis.“
Renate
Gradistanac weiß um die Defizite: „Punktuelle
Barrierefreiheit ist zu wenig - wir brauchen Barrierefreiheit
entlang der gesamten Servicekette.“ Das Bewusstsein innerhalb
der Gesellschaft ändere sich langsam. Etwa zehn Prozent der
Bevölkerung seien Menschen mit Behinderungen; rund 30 Prozent
der Bevölkerung bemerke vorübergehend, etwa bei einer
Sportverletzung, wie beschwerlich die Wege sein können.
„Für 100 Prozent der Bevölkerung bedeutet
Barrierefreiheit mehr Komfort - gerade in einer alternden
Gesellschaft“, so Gradistanac.
Zum
Berlin-Programm der Gruppe gehörten unter anderem eine
große Spreefahrt, die Besichtigung der Mauerreste und ein
Besuch des Bundesligaspiels Herta BSC gegen den VfB
Stuttgart.
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