A 22 - Unredliche Umdeutung

Juli 2007

Dass Politiker und Vertreter von Bürgerinitiativen miteinander reden, sollte sicher zur Tagesordnung gehören. Dass man dabei redlich miteinander umgeht allerdings ebenfalls.
Da an verschiedensten Stellen von Vertretern der Bürgerinitiativen gegen die A 22 inzwischen offensichtlich Missbrauch durch eine unredliche Umdeutung einer Äußerung von mir gemacht wird, die aus dem Zusammenhang gerissen und neu in falschen Zusammenhang gebracht wird, sehe ich mich genötigt, eine Klarstellung vorzunehmen:

Selbstverständlich bin ich mit absoluter politischer Überzeugung nach wie vor dafür, dass die A 22 zwischen fester Elbequerung und Wesertunnel so schnell wie möglich realisiert werden muss. Dies geht übrigens aus dem fraglichen Artikel im Stader Tageblatt auch unmissverständlich und richtig hervor.
Ebenfalls richtig von der teilweise beim Gespräch anwesenden Redakteurin ist die Äußerung, die ich gemacht habe, wiedergegeben. Aus dem Artikel ist auch der Zusammenhang erkennbar – es ging im dem Gespräch mit Vertreterinnen der Himmelpfortener Bürgerinitiative nämlich ausschließlich und sehr konkret um „die Region“ Engelschoff und Estorf, also einen extrem strukturschwachen Raum.
Die Verabredung mit den Damen aus den beiden Dörfern kam zustande, weil ich einer osteuropäischen Praktikantin, die mich eine Woche im Wahlkreis begleitete und in meinem Berliner Büro meine verkehrspolitische Arbeit (u. a. für die A 22) kennengelernt hat, die Gelegenheit geben wollte, außerparlamentarische Arbeit in Deutschland kennen zu lernen und zwar die Arbeit von Bürgerinitiativen, die anderer Auffassung sind als ich.
Dabei erläuterte ich den Vertretern der Initiative, warum ich für die A 22 bin: Weil es notwendig ist, die vorhandenen und aufgrund der Hafenentwicklungen drastisch zunehmenden Verkehre (LKW und Container) zu bündeln – das bedürfe im Falle der A 22 unbedingt einer neuen Trasse.
Meine Gesprächspartnerinnen beharrten darauf, dass ich als gewählte Vertreterin dieses Wahlkreises vor allem ihre kleinräumigen Interessen zu wahren habe und stellten die Frage, „welchen wirtschaftlichen Mehrwert“ denn die konkrete „Region“ (Raum Himmelpforten ® Neuland / Engelschoff), für die am Tag zuvor die „Vorzugsvariante“ bekannt gegeben war, zu erwarten hätte.
Meine Antwort darauf: In dem strukturschwachen Raum, in „Moordörfern“, sei mit absoluter Gewissheit kein wirtschaftlicher Mehrwert („keine blühende wirtschaftliche Entwicklung“) zu erwarten – wer so etwas verspreche, belüge schlicht die Menschen dort. Kleinräumige Betroffenheiten hätten bei einer Entscheidung für eine Transitautobahn, die wesentlicher Bestandteil des Transeuropäischen Netzes sei, aber auch keine Bedeutung: wer sich gegen einen bestimmten Trassenverlauf wehren wolle, brauche gute Sachargumente. Allein die Tatsache, dass jemand im Moor so ruhig wohne und zukünftig Belastungen einer Autobahn zu ertragen habe, sei gewiss kein hinreichender Grund für einen anderen Verlauf der Trasse. In diesem Zusammenhang verwies ich auf die schädliche Wirkung von „LKWs und Containern“, die sich durch Dörfer quälen.
Mein Hauptargument für die A 22 (auf der ganzen Trasse) sei die Bündelung der Verkehre, nicht die wirtschaftliche Entwicklung. „Wirtschaftliche Entwicklung“ werde als Argument oft viel zu unreflektiert verwendet: an Autobahntrassen wie z. B. der A 27 sei in strukturschwachen Gebieten bestens zu beobachten, dass sich keine neuen Ansiedlungen ergeben und auch Autobahnabfahrten seien kein Garant für die dauerhafte Sicherheit von Arbeitsplätzen: dafür sei die Molkerei in Sittensen ein trauriges Beispiel. Pauschal „wirtschaftliche Entwicklung“ zu versprechen, wäre ein „verlogenes Argument“.

Selbstverständlich sind Autobahnen Standortvorteile für die vorhandenen Unternehmen und ggf. auch für ansiedlungswillige Unternehmen. „Blühende wirtschaftliche Entwicklung“ – insbesondere für strukturschwache Räume - kann aus einer Autobahn allein nicht abgeleitet werden.
Ebenso selbstverständlich ist zu erwarten, dass wirtschaftlich starke Zentren / Cluster durch die A 22 weitere Vorteile haben werden: das gilt sicher im Bereich Großraum Stade für das CFK-Valley, für das Bützflether Industriegebiet und die Hafenentwicklung ebenso wie z. B. für Bremervörde, das trotz katastrophaler Verkehrslage eine hervorragende wirtschaftliche Lage hinsichtlich der Ansiedelung von Unternehmen hat.

Wer also meint, das Zitat aus dem Stader Tageblatt aus dem Zusammenhang reißen zu können und in anderen Regionen gegen die A 22 oder gegen diejenigen verwenden zu können, die aus berechtigten eigenen wirtschaftlichen Interessen heraus Geld für die Planung der A 22 gegeben haben, nimmt eine unredliche Umdeutung meiner ehrlichen Antwort gegenüber Anwohnern von „Moordörfern“ vor.
Dass es dort ökologische Argumente gegen spezielle Trassenverläufe geben mag, ist unbenommen – das war aber an keiner Stelle Gesprächsgegenstand.

Diese Erklärung ist deshalb auch keine „Gegendarstellung“, denn die Redakteurin hat in der Kürze des Artikels durchaus den Zusammenhang des Gesprächs vorher anklingen lassen, es handelt sich lediglich um eine Klarstellung, weil von Vertretern der BI gegen die A 22 offenkundig breiträumig Missbrauch mit einem „Zitat“ getrieben wird.


Horneburg, den 08.07.2007                                                                                                                            Dr. Margrit Wetzel MdB

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