Kommentar Niederelbe-Zeitung:

Oktober  2008

Auch die Uranvorräte sind begrenzt

Benzin, Gas oder Strom – es gibt wohl niemanden, der nicht im Portemonnaie spürt, wie rasant die Energiepreise steigen. Gleichzeitig vergrößert sich in schwindelerregendem Tempo der Energiebedarf der Welt, während die fossilen Energiereserven unaufhaltsam schwinden. Die Fakten sind in fast allen Köpfen – nur die Politik schaut tatenlos zu? Das eben nicht!
Wir Sozialdemokraten sind der Überzeugung, dass der Ausweg aus dem Kreislauf nur über die Verringerung des Energieverbrauchs und den Umstieg auf Erneuerbare Energien führen kann. Genau in diesen beiden Bereichen ist während der Zeit der rot-grünen Regierungskoalition viel und Grundlegendes auf den Weg gebracht worden, was die SPD in der Großen Koalition - auch gegen den Widerstand der Union - bislang bewahren konnte. Dazu gehört als ganz wichtiges Standbein der Ausstieg aus der Atomenergie, der nicht aus einer Laune heraus beschlossen wurde, sondern weil mit dem Betrieb von Atomkraftwerken enorme Risiken verbunden sind. Weltweit kommt es jeden Tag zu Fehlfunktionen und Unfällen – auch in Atomkraftwerken neueren Typs. Die Risiken sind seit dem 11. September 2001 noch größer geworden – und bislang ist das Problem der Endlagerung weltweit noch nirgends gelöst.
Würden wir dennoch weiter auf Atomkraft setzen, wäre unser Energieproblem trotzdem nicht gelöst. Die Energiepreise sinken nicht durch längere Laufzeiten der Atomkraftwerke, denn sie werden vor allem dadurch bestimmt, dass vier große Energieunternehmen den Strommarkt zu 80 Prozent beherrschen und durch ihr Quasi-Monopol die Preise diktieren. Atomstrom ist nicht billiger als andere Energiequellen, im Gegenteil: Strom aus einem modernen Atomkraftwerk ist pro Kilowattstunde deutlich teurer wie bei einem Kohle- oder Gaskraftwerk, wenn man die zwangsläufigen Kosten für eine Endlagerung des Atommülls einbezieht. Dieser Punkt wird von interessierter Seite gern verschwiegen.
Atomkraft macht uns nicht unabhängig von Öl, allenfalls abhängig von den ebenfalls begrenzten Uranvorräten, deren Abbau im Übrigen zu schweren Grundwasserbelastungen und gesundheitsschädlichen Staubbelastungen führt. Die Atomkraft schönzureden bedeutet einen gefährlichen Rückschritt, dem wir Sozialdemokraten uns auch in Zukunft mit aller Kraft widersetzen werden.
Mit dem Atomausstieg verbunden war und ist eine engagierte Offensive für die Weiterentwicklung und den Ausbau der erneuerbaren Energien. Heute sind wir führend beim Ausbau der Ökoenergie, die uns von Energieimporten unabhängig macht. Aufgrund der Erneuerbaren Energien konnten wir im vergangenen Jahr auf Energieimporte in Höhe von 4,3 Milliarden Euro verzichten. Vielen in unserer Region ist diese Zukunftstechnologie vertraut. Niedersachsen gehört zu den führenden Windenergie-Regionen der Welt. Eine gewichtige Rolle spielt u. a. der Raum Cuxhaven mit der dort entstandenen Offshore-Industrie. Schon heute arbeiten im Bereich der Erneuerbaren Energien 250.000 Menschen. In der gesamten Atomwirtschaft gibt es nur 38.000 Jobs. Auch hier also weisen alle Zeichen der Vernunft auf den von Rot-Grün eingeschlagenen Weg.
Von diesen grundsätzlichen Vorgaben zur weiteren Entwicklung auf dem Energiesektor abgesehen, kann die Politik aktuell kaum auf die Weltmarktpreise Einfluss nehmen. Aber sie kann dabei helfen, dass die Kosten für jeden Einzelnen sinken – und sie tut es z.B. durch die Förderung der energetischen Sanierung von Häusern. Wer sein Haus besser isoliert, bekommt dafür Zuschüsse vom Staat und spart zusätzlich bei den Heizkosten. Politik sieht also im großen wie im kleinen Rahmen nicht tatenlos zu, sondern handelt innerhalb ihren Möglichkeiten effektiv und weitsichtig. Damit das so bleibt, braucht unser Land eine starke SPD!

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