Kommentar Niederelbe-Zeitung:

August 2007

Kein Risiko???

Es geht fast alles, wenn man nur will – wir hier m Großraum Stade haben inzwischen Erfahrung mit dem Rückbau eines Atomkraftwerkes und wissen gut, dass solch ein Rückbau durchaus auch Arbeitsplätze erhält, dass er sozial-verträglich gestaltet werden kann und es während dieser Zeit möglich ist, neue Zukunftsperspektiven für die Region zu entwickeln und „anzufahren“. Weder das Stromangebot rutscht beim von Rot-Grün eingeleiteten Atomausstieg in dramatische Tiefen, noch spurtet der Strompreis in schwindelerregende Höhen. Das Unken der Stromlobby war hohl.

Obwohl zur Zeit fünf Atomkraftwerke vom Netz genommen sind, ist von Stromknappheit keine Spur und die Preise an der Leipziger Strombörse sind so niedrig wie lange nicht mehr. Aufgefüllt wird die Lücke der abgeschalteten Atomreaktoren schon zu einem guten Teil durch die erneuerbaren Energien. Im ersten Halbjahr 2007 lag die Stromerzeugung aus erneuerbaren Energien in Deutschland schon bei 41,6 Milliarden Kilowattstunden und damit rund 10 Milliarden höher als im Vorjahreszeitraum. Vor allem die Windkraft, die Wasserkraft und die Biomasse haben innerhalb eines Jahres so zugelegt, dass sie zwei Atomkraftwerke ersetzen.

Es gibt also keinen Grund an einem Risiko festzuhalten, einem Risiko wohlgemerkt – heute wird es kaum noch ausgesprochen, als ließe es sich so vermeiden - das im schlimmsten Fall unwiederbringlich alles Leben vernichtet und Land unbewohnbar macht. Tschernobyl darf nicht vergessen werden.

„Deutsche Atomkraftwerke sind sicher“, behaupten immer noch und gerade heute wieder CSU-Politiker. Angesichts der Pannenserie der von Vattenfall betriebenen Atomkraftwerke Brunsbüttel und Krümmel verschlägt mir das schlicht die Sprache. Nichts ist sicher auf der Welt, außer vielleicht der Tatsache, dass Menschen Fehler machen können und Technik versagen kann. Wo Menschen agieren, kann immer auch getrickst und gemauschelt werden. Ist es nicht ungeheuerlich, dass in Brunsbüttel jetzt (!) Konstruktionsfehler ans Licht kommen? Müssen wir etwa hinnehmen oder dulden, dass Betreiber von Atomkraftwerken Pannen nicht oder zu spät melden, herunterreden und Reparaturen erst viel zu spät durchführen? Und das wirklich nur in den beiden genannten Kraftwerken? Das ist ein gefährliches Spiel mit Menschenleben!

Nein! Ich bin ganz sicher: der von Rot-Grün ausgehandelte Atomausstieg ist richtig und darf nicht – wie CDU und CSU planen - zurückgenommen werden. Bundesumweltminister Gabriel hat recht: Ältere bzw. offensichtlich störanfällige und somit unsichere Atomkraftwerke sollten noch schneller vom Netz genommen werden. Der Atomkonsens sieht eine Verschiebung produzierter Strommengen von alten auf neuere Kraftwerke ja extra deshalb vor. Und eine Verschiebung von „alt“ auf „neuere“ ist keine Frage der grundsätzlichen Haltung zur Atomkraft, sondern eine Selbstverständlichkeit, wenn man die Sicherheit der Menschen ernst nimmt. Außerdem brauchen wir dringend eine Umkehr der Beweislast. Bislang müssen die Behörden Sicherheitszweifel an Atomkraftwerken belegen, richtiger wäre es, wenn künftig die Betreiber von AKWs deren Sicherheit nachweisen müssten.

Fall Sie darüber nachdenken, den Stromanbieter zu wechseln, können Sie unter www.spd.de oder www.atomausstieg-selber-machen.de nachlesen, wie einfach das ist.

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