Kommentar NEZ: Aufstieg durch Bildung

 

Februar 2008
Obwohl sich auf dem Arbeitsmarkt durch die in der rot-grünen Regierungszeit eingeleiteten Reformen wieder eine positive Entwicklung abzeichnet, ist die Anzahl der sogenannten „Altbewerber“, d. h. der Jugendlichen und Heranwachsenden, die schon seit längerem vergeblich einen Ausbildungsplatz suchen, in den in den vergangenen Jahren weiter kontinuierlich gestiegen. Auch im Raum Hadeln sind deshalb betroffene Jugendliche und ihre Familien in großer Sorge. Arbeitslosigkeit ist für jeden Menschen eine ausgesprochen schwierige Lebenssituation – wenn aber junge Menschen schon am Anfang ihres beruflichen Werdegangs das Gefühl haben, vor einer ausweglosen Situation zu stehen und nicht gebraucht zu werden, prägt dies über Jahrzehnte ihre Entwicklung. Deshalb hat das Kabinett der Großen Koalition im Januar die Qualifizierungsinitiative „Aufstieg durch Bildung“ verabschiedet, in die sich beide Parteien und verschiedene Ressorts eingebracht haben. Sie zielt darauf, die Bildungschancen zu stärken, die Durchlässigkeit im Bildungssystem zu erhöhen und innovative Impulse zu unterstützen. Ein wichtiger Teil ist dabei das Konzept „Jugend – Ausbildung und Arbeit“ des Bundesarbeitsministers Olaf Scholz. Es soll benachteiligten Jugendlichen helfen, einen Einstieg in Ausbildung und Beruf zu finden. Die betroffenen Jugendlichen werden frühzeitig bei der beruflichen Eingliederung begleitet und intensiv beraten.
Außerdem sollen bis 2010 rund 100.000 zusätzliche Ausbildungsplätze für diese Jugendlichen geschaffen werden.
Nun kann die Politik bekanntlich nicht selbst Arbeits- oder Ausbildungsplätze schaffen. Was wird also getan: Wir schaffen einen „Ausbildungsbonus“.
Er wird an Arbeitgeber gezahlt, die Ausbildungsplätze für Jugendliche schaffen, die maximal über einen Realschulabschluss verfügen, bereits seit mehr als zwei Jahren vergeblich nach einem Ausbildungsplatz suchen oder individuell benachteiligt sind. Die Höhe des Bonusses richtet sich nach der monatlichen Ausbildungsvergütung der Jugendlichen und liegt zwischen 4000 und 6000 Euro insgesamt. Um sicher zu stellen, dass der Ausbildungsbonus nicht zu Lasten anderer Bewerber führt, muss er an einen nachweislich zusätzlichen Arbeitsplatz geknüpft sein. Ich bin davon überzeugt, dass wir damit auf politischer Ebene eine gute und wirkungsvolle Maßnahme auf den Weg gebracht haben, den betroffenen Jugendlichen aufzuhelfen – das enthebt aber niemanden von uns, auch persönlich Verantwortung zu tragen und als Arbeitgeber, Freund oder Nachbar Engagement und Hilfe anzubieten.
Das gilt auch für die anderen Bereiche, in denen wir mit der Qualifizierungsinitiative deutliche Verbesserungen zu erreichen versuchen. Unterstützt werden sollen z. B. die Anstrengungen der Länder zur Halbierung der Zahl der Schulabbrecher durch das Angebot von Praxisphasen für die Abgangsklassen, modellhafte Praxisklassen und den Einsatz von Ausbildungspaten, die Jugendliche auf dem Weg zum Schulabschluss begleiten. Das Berufsbildungswerk Cadenberge hat in der Vergangenheit mit seinen Projekten „Qualifizierungsbrücke“ und „Appelle“ intensiv und erfolgreich daran gearbeitet. Gleiches gilt für die 2006 gegründete Jugendkonferenz im Landkreis Cuxhaven, die unter Federführung der ARGE Cuxhaven versucht, möglichst viele Ressourcen und Akteure „zusammenzuspannen“, um die soziale und berufliche Integration von Jugendlichen erreichen zu können. Darüber hinaus engagieren sich eine Vielzahl von Einzelpersonen in vorbildlicher Art und Weise und übernehmen so Verantwortung bei der wichtigen Aufgabe.
Bildung ist das A und O für die Zukunft der Menschen in unserem Land und auch für unser Land selbst. An dieses Wissen knüpft die Einführung eines Freiwilligen Technischen Jahres ebenso an wie der Ausbau der Initiative „Haus der kleinen Forscher“. Bis 2010 soll dadurch insgesamt 10.000 Kindertagesstätten der Zugang zu unterstützenden Angeboten im Bereich von Natur und Technik eröffnet werden. An die Älteren richtet sich ein Programm zur Qualifizierung arbeitsloser Akademikerinnen und Akademiker und der Ausbau regionaler Weiterbildungsstrukturen. Ich meine, die Qualifizierungsinitiative beweist, dass wir bei allen politischen Gegensätzen und manchmal unbefriedigenden Kompromissen in der Großen Koalition mit ihr und in ihr in vielen Bereichen gemeinsam und einvernehmlich unser Land ein Stück besser machen können.
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