Kommentar Niederelbe-Zeitung: |
Natürlich haben Sie einen Termin am Sonntag! |
Januar 2008 |
So recht mag ich es nicht
glauben, wenn uns Wahlforscher von der Politikverdrossenheit der
Menschen in unserem Land erzählen. In den vielen
Gesprächen, die ich seit Beginn meiner Arbeit als
Bundestagsabgeordnete von 1990 bis heute mit den Menschen hier im
Altkreis Hadeln und im Landkreis Stade geführt habe, ist eins
bis heute unverändert: Die Menschen wissen sehr genau, wie sie
sich ihr Leben wünschen, wie die Welt um sie herum aussehen
soll und welche Position sie in Sachfragen beziehen. Nur - sie
haben Zweifel, ob die Politik ihre Stimmen hört und ihre
Wünsche umsetzt.
Aus der praktischen politischen Alltagsarbeit heraus kann ich dieses Gefühl verstehen. Sehr oft ist es wirklich mehr als mühsam, auch nur kleine Schritte vorwärts zu erreichen. Aber gibt es einen wirkungsvolleren Weg als den politisch-demokratischen? Und wenn Sie erkennen, dass es nach wie vor der effektivste Weg ist, dann gilt es doch, die Abgeordneten in den Kreis- und Landtagen (und auch im Bundestag) zu stärken, die dort Ihre Interessen durchzusetzen versuchen! Es gibt nämlich nach wie vor erhebliche Unterschiede zwischen den Parteien – auch wenn die Große Koalition in Berlin diese ein wenig undurchsichtiger macht. Eine Wahl ist also nach wie vor die beste Möglichkeit, auch für sich selbst etwas zu bewegen und diese Chance sollten Sie nicht versäumen. Wir haben z.B. im Landkreis Stade - als Standort eines Atomkraftwerkes - lange um den dringend nötigen Atomausstieg gerungen. Vor Ort sah man die Arbeitsplätze, die vielen wichtiger schienen als der Grundsatzbeschluss, die Nutzung der Atomkraft zu beenden. Die Geschehnisse in Brunsbüttel und Krümmel im vergangenen Jahr und Untersuchungen, die sagen, dass Kleinkinder in der Nähe von Atomkraftwerken häufiger an Krebs erkranken als andere Kinder, haben uns noch einmal vor Augen geführt, wie wichtig und richtig der Ausstieg einerseits und der Ausbau umweltschonender Energien andererseits ist. Das aber sehen nicht alle Parteien so. Deshalb ist es wichtig, die Abgeordneten und Parteien im künftigen niedersächsischen Landtag zu stärken, die sich eindeutig für den Atomausstieg aussprechen. Ein anderes Beispiel: Nach wie vor hinkt Niedersachsen beim Ausbau der Kinderbetreuung hinterher. Die niedersächsische Regierungspolitik ist hier ohne Substanz. Wer aber möchte, dass Kinder schon früh Förderung erhalten und Mütter die Chance haben sollen, wählen zu können, ob und wie sie Familie und Beruf vereinbaren möchten, dem kann das nicht egal sein. Und wem das nicht egal ist, der sollte auch zur Wahl gehen. Gleiches gilt für die Forderung nach fairem Lohn. Nach wie vor ist und bleibt es eine Schande, dass in unserem Land Menschen bei voller Erwerbstätigkeit nicht genug Lohn erhalten, um davon leben zu können. Die Hände in den Schoß zu legen und zu jammern, ist darauf aber nicht die richtige Antwort. Wenigstens mit einem Kreuz auf dem Wahlzettel kann man die stärken, die sich für den Mindestlohn engagieren. Gerade junge Menschen klagen – zu Recht wie ich meine – in Gesprächen immer wieder über die hohen Studiengebühren in Niedersachsen. Es gibt dazu klare Antworten von den verschiedenen Parteien und es ist heute dank moderner Kommunikationstechnik überhaupt kein Problem, innerhalb weniger Minuten zu erfahren, wer wofür steht. Aber vielleicht haben Sie ja auch über die ganze letzte Legislaturperiode verfolgt, wen der Kandidaten Sie direkt vor Ort ansprechen können - unkompliziert, persönlich, immer bereit, Ihnen Auskunft zu geben und Sie anzuhören. Wenn Sie also die Positionen der Parteien kennen, zu dieser und zu jener Sachfrage, und darüber hinaus wissen, wie, wann und wo Sie Ihren Landtagsabgeordneten auch nach der Wahl persönlich treffen können, dann ist doch klar: Sie haben einen Termin am Sonntag! |