Kommentar Niederelbe-Zeitung:

Mai  2006

Aktive Jugend!    

Die Alarmglocken bimmeln seit weit über 10 Jahren. Das politische Interesse und Engagement der Jugendlichen in Deutschland scheint stetig und ungebremst abzunehmen. Ist die Jugend wirklich so uninteressiert und lustlos? Und ist das wieder einmal die Schuld der Politiker? Auf eine solch große Frage gibt es keine einfache Antwort.

Die Einsatzbereitschaft junger Leute, so zeigt sich z. B. bei Notsituationen wie dem sog. „Jahrhunderthochwasser“ ist durchaus da. Sie ist aber kurzfristig angelegt und will oft vor allem frei sein von der Bindung an Organisationen oder Parteien.

Dieses Ergebnis von Untersuchungen wie der Shell-Jugendstudie finde ich immer wieder in den Gesprächen und Diskussionsrunden mit jungen Menschen bestätigt. Die Jugendlichen sind heute nicht weniger gesellschaftlich aktiv als Generationen vor ihnen, vielleicht sind sie sogar freier, ungebundener und kritischer und nehmen sich schlicht das Recht, für jeden Bereich selbst zu entscheiden, ob und wie sie sich engagieren.

Um so beeindruckter war ich kürzlich von der Begeisterung, mit der junge Schülerinnen und Schüler aus Hadeln sich in die Politik stürzen: Nach einer kritischen Prüfung der Parteien und der Möglichkeiten, sich vor Ort einzubringen, entschlossen sich etliche als Juso-Gruppe die Sozialdemokraten vor Ort zu verstärken und frischen Wind in die Partei zu bringen. Sie planen Projekte und die Kommunalwahlen werden nicht ohne sie gewonnen! Vor allem – und das freut mich besonders – wollen sie ihre Gruppe noch größer machen und noch mehr Einfluss bekommen.

Diese jungen Menschen haben erkannt, welche Bedeutung den Parteien zukommt, und dass sie diese für sich nutzen können. Aber auch die Parteien sind gefordert, sich der Zeit entsprechend auch den Menschen zu öffnen, die sich erst einmal – zur Probe - „kurzfristig“ einbringen wollen. Ich bin davon überzeugt, dass diese Zeit uns neue Formen der Kommunikation und der Zusammenarbeit geben wird.

Wenn beide Seiten – die Jugend auf der einen Seite und Parteien, „die Politik“ auf der anderen – offen aufeinander zugehen, haben wir in wenigen Jahren vielleicht schon wieder eine ganz andere gesellschaftliche Einschätzung: Wir werden uns freuen über ein Klima der Offenheit, des Interesses, der Toleranz und des Verständnisses.

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