Kommentar Niederelbe-Zeitung:

November  2004

Wirkt es oder wirkt es nicht?

„Ich glaube nur der Statistik, die ich selbst gefälscht habe.“ Dieser Ausspruch von Winston Churchill ist längst ein geflügeltes Wort geworden und trifft auch heute noch häufig zu, wenn es um die Präsentation von Statistiken geht. Allzu leicht werden – von Politikern aller Parteien - Zahlen in den Raum geworfen, passend interpretiert und so mit Beiwerk geschmückt, dass die eigene Position unterstrichen wird. Und es gibt noch eine härtere Variante: Um die eigene Position als einzig richtig zu markieren, werden auch mal falsche Behauptungen aufgestellt und mit ein paar dazu passenden Zahlenbeispielen garniert. Politisch sinnvoll ist das nicht, denn es führt zu Scheingefechten und steht einer fachgerechten Beurteilung im Wege.

Ein typisches Beispiel ist zur Zeit die Diskussion um die Wirkung von „Hartz“, in der die Opposition ihre Kritik auf eben diese Weise untermauert. Da wird z.B. behauptet, es sei Prognose gewesen, dass mit „Hartz“ innerhalb von drei Jahren zwei Millionen neue Jobs in Deutschland geschaffen würden. Mag ja sein, aber von der Bundesregierung stammt diese Aussage nicht. Indem aber die Kritiker diese Behauptung in den Raum stellen und dabei bewusst keine Namen nennen, wird der Eindruck erweckt, es sei – natürlich – die Bundesregierung, die hier gemeint ist. Dazu noch ein paar passende Zahlenbeispiele und schon steht der politische Kontrahent in vermeintlich schlechtem Licht.

Wie sieht es nun aber mit einer seriösen Bewertung von „Hartz“ aus? Wer Lust und Zeit hat, kann sich selbst und unabhängig informieren: Im Internet kann jeder unter www.pub.arbeitsamt.de/hast/services/statistik/detail/a.html in dem von der Bundesagentur für Arbeit zusammengestellten Zahlenmaterial stöbern, ohne dass dies bei Politikern oder anderen, die sowieso und immer und überhaupt alles wissen, zwischengelagert und bewertet wurde. Dort findet man z.B. eine Übersicht über Ein- und Austritt bzw. Bestand von PSA-Arbeitnehmern. PSA bedeutet PersonalServiceAgentur und ist eine neue Form der integrationsorientierten Zeitarbeitsgesellschaft. Menschen, die ihren Arbeitsplatz verloren haben, sollen mit der PSA im Beschäftigungssystem gehalten, und auf der anderen Seite Einstellungsschwellen für Arbeitgeber gesenkt werden. Für den Bereich des Arbeitsamtes Stade ist auf den PSA-Statistik-Seiten der Bundesagentur für Arbeit eine Integrationsquote von 38,3 Prozent ausgewiesen. Das bedeutet, dass Austritte aus der PSA zu etwa einem Drittel in sozialversicherungspflichtige Beschäftigungen führten.

Damit liegt unser Bezirk über dem Bundesdurchschnitt. Laut Bundesministerium für Wirtschaft und Arbeit haben 1/3 derjenigen, die ihren PSA-Job aufgegeben haben, eine Anschlussbeschäftigung gefunden. Ich finde, das ist durchaus ein Erfolg. Ähnlich schnell kommt die Kritik an der Ich-AG. Es ist schon erstaunlich, dass Erfolg oder Nicht-Erfolg der Ich-AG zu einem Zeitpunkt bewertet werden, wo nur ganz wenige dieser Existenzgründungen überhaupt erst auf ein Jahr zurückblicken können. Man kann allenfalls erste Trends erkennen – z.B. den, dass zu viele Menschen recht blauäugig eine Existenzgründung wagen. Deshalb soll zukünftig nur noch nach genauer Prüfung des Geschäftskonzeptes eine Förderung bewilligt werden. Ob die Ich-AG für eine beachtenswerte Anzahl von Menschen ein Weg aus der Arbeitslosigkeit ist oder nicht, wird sich dann erst noch zeigen.

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