Kommentar Niederelbe-Zeitung:

Standortvorteil „Familienfreundlichkeit“

                                                                                                                        November 2007

Die Zukunftschancen der deutschen Städte und Landkreise hängen wesentlich davon ab, ob sie Familien attraktive Lebensbedingungen bieten können. Warum? Unter anderem deshalb, weil Betriebe im Wettbewerb um qualifizierte Mitarbeiter dann besser dastehen. Tatsächlich verweigert bei schlechtem Lebensumfeld heute manche Familie den Umzug und das bedeutet dann, dass der Mitarbeiter gestresst - weil von der Familie getrennt - ist, oder sich gar andernorts um Arbeit bemüht. Folglich haben auch die Unternehmen ein Interesse daran, dass es sich in ihrer Nachbarschaft gut leben lässt.

Diese Erkenntnis ist nicht neu, aber immer noch aktuell. Um den Lokalpolitikern eine detaillierte Bestandsaufnahme zu geben, anhand der sie die Stärken und Schwächen ihrer Region erkennen können, und um ihnen Anregungen für Verbesserungsmöglichkeiten zu geben, wurde 2005 von der rot-grünen Koalition unter Familienministerin Renate Schmidt der „Familienatlas“ eingeführt. Nun ist der Familienatlas 2007 erschienen.

In enormer Fleißarbeit wurden dafür wieder alle 439 Kreise und kreisfreien Städte Deutschlands nach verschiedenen Indikatoren bzw. Handlungsfelder untersucht, die die Lebensbedingungen der Familien widerspiegeln. Auch der Landkreis Cuxhaven mit dem Altkreis Hadeln findet sich natürlich im Familienatlas und wie überall im Land sind Stärken und Schwächen zu erkennen. Insgesamt liegt der Landkreis etwa im Mittelfeld, beim Freizeitangebot für Kinder und Jugendliche mit Rang 92 sogar deutlich über dem Durchschnitt. Hinter diesem Indikator verbergen sich wichtige Dinge: das Angebot und die Nutzung öffentlicher Bibliotheken, die Betreuung in der Jugendarbeit und die Aktivitäten von Kinder und Jugendlichen in Sportvereinen. Ich meine, hier zeigt sich das besondere fürsorgliche Engagement der Menschen in Räumen mit eher ländlicher, dörflicher Struktur, das sich wohltuend von den eher vereinsamenden Strukturen in Metropolen und Regionen in unmittelbarer Nähe von großen Städten unterscheidet.

Weitere Indikatoren des Familienatlas sind die Vereinbarkeit von Familie und Beruf, die Wohnsituation und das Wohnumfeld sowie Bildung und Ausbildung. Auch im Bereich Wohnsituation und Wohnumfeld liegt der Landkreis Cuxhaven mit Platz 175 in der „besseren Hälfte“. In diesen Bereich sind Kriterien eingeflossen wie der Anteil von Familienwohnungen am Wohnungsbestand, die Erschwinglichkeit von Wohneigentum, die Anzahl im Straßenverkehr verunglückter Kinder und die Kriminalitätsrate.

Eine Menge Potential für Verbesserungen findet sich im Landkreis vor allem in den anderen zwei genannten Handlungsfeldern. Bei der Chancengleichheit am Arbeitsmarkt, der Ganztagsbetreuung, der Schüler-Lehrer-Relation und den wöchentlich erteilten Unterrichtsstunden pro Schüler kann noch viel verbessert werden. Hier zeigt sich, dass der Familienatlas wirklich lesenswert ist. Er weist die Stärken und die Schwächen deutlich auf – das ist eine gute Handlungsbasis. Der Landkreis Cuxhaven und der Altkreis Hadeln müssen sich nicht verstecken und die Schwächen lassen sich in Zukunft in gemeinsamer Anstrengung weiter abbauen. Dabei kann es ganz sicher nicht schaden, wenn die Familien im Raum ein wenig drängeln und auf Verbesserungen dringen. Je schneller, desto besser – für die Betriebe, die Kommunen und: die Menschen!

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