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Längere Öffnungszeiten – nicht für alle von Vorteil

Oktober 1999

Vor überstürztem blinden Aktionismus bei der Frage nach einer weiteren Freigabe der Ladenöffnungszeiten warnt die Bundestagsabgeordnete Dr. Margrit Wetzel. "Wir haben es mit einem ganz umfassenden Spektrum an unterschiedlichen und auch gegenläufigen Interessen zu tun, die bei einer Neuregelung sorgfältig bedacht und gegeneinander abgewogen werden müssen."

Grundlage dafür bilden zwei von der Regierung in Auftrag gegebene und inzwischen vorgelegte Gutachten zu den Auswirkungen der 1996 vorgenommenen Erweiterung der Ladenöffnungszeiten. Sie geben Aufschluss unter anderem über bisherige Konsequenzen auf Umsatz und Branchenstruktur.

Danach haben sich die optimistischen Prophezeiungen des Einzelhandels gerade nicht erfüllt: Statt der versprochenen 20 Milliarden DM mehr Umsatz und 50.000 neuen Arbeitsplätze stagniert der Umsatz unverändert und 150.000 Arbeitsplätze sind seit 1996 im Einzelhandel verloren gegangen.

Profitieren konnten nur die großen Einzelhandelsunternehmen: Lebensmittelsupermärkte, Kaufhäuser in attraktiver Citylage oder Fachmärkte auf der sogenannten grünen Wiese, die interessante Werbeaktivitäten entfalten können. Gewinner sind dabei keineswegs die Beschäftigten: Schichtarbeit, unzumutbar kurzfristig wechselnde Arbeitszeiten und nicht zuletzt ein deutlich höherer Arbeitsplatzabbau gerade in diesen Unternehmen. Sie fangen den Kostendruck, der durch größer werdende Verkaufsflächen und längere Öffnungszeiten bei gleichbleibendem Umsatz unweigerlich entsteht, im Personalbereich auf.

Kleine, inhabergeführte Geschäfte waren die eigentlichen Verlierer dieser Entwicklung. Der Strukturwandel im Einzelhandel - weg von vielen kleinen dezentralen Anbietern hin zu großflächigen Randlagen - hat sich durch die längeren Öffnungszeiten deutlich beschleunigt.

Weitergedacht bedeutet dies, dass der zunächst unstreitig bestehende Vorteil größerer Einkaufsflexibilität für Verbraucher sich über kurz oder lang in sein Gegenteil - Zwangsmobilität - verkehren kann. Ein Problem besonders für ältere oder kranke Menschen und alle diejenigen, die weniger mobil sind - gerade im ländlichen Raum.

Mit Nachdruck verteidigt die SPD-Abgeordnete vor allem den Sonn- und Feiertag als Ruhetag. "Es ist ein Gebot des Respekts vor der Menschenwürde, den Sonntag als Tag der Ruhe, der Familie, der sozialen Lebensbezüge zu schützen. Füreinander und miteinander freie Zeit haben, muss ein hoher Wert in unserer Gesellschaft bleiben," so Margrit Wetzel.

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