Niederländer sind vorsichtiger als Elbvertiefungsplaner

Pläne aus Rotterdam erstaunen Margrit Wetzel

April 2008
„Der Rotterdamer Hafen verbessert seine Erreichbarkeit für Großfrachter. Wenn man die dort zugrunde gelegten Sicherheitsrichtlinien mit denen für eine erneute Elbvertiefung vergleicht, ist auffällig, dass die Niederländer deutlich vorsichtiger sind, was die Begegnungsverkehre für Großschiffe angeht“, so die erklärte Elbvertiefungsgegnerin Margrit Wetzel.

„In Rotterdam soll der bereits bestehende Tiefwasserweg in die Nordsee -  die so genannte Maasgeul – verbreitert werden. Diesen Zufahrtsweg müssen alle Frachter benutzten, die einen Tiefgang von 14,30m und mehr haben, er ist heute 600m breit und zehn Kilometer lang“, berichtet die Lotsin der SPD-Küstengang im Deutschen Bundestag. „Bisher ist dieser Zufahrtsweg für Großfrachter nur als „Einbahnstraße“ nutzbar. Begegnungsverkehre von Großschiffen sind aus Sicherheitsgründen nicht erlaubt“, so Wetzel weiter, die in diesem Zusammenhang darauf verweist, dass es sich hierbei um einen nationale Regelung der Niederlande handelt.

Als Grundlage für die Elbvertiefung ist ein Bemessungsschiff definiert worden, dessen Länge 350m, die Breite 46 m und der Tiefgang 14,50m in Salzwasser haben sollen.  „Für die Bemessung der Fahrrinnenbreite wird vom Regelfall der Begegnung zweier Großcontainerschiffe ausgegangen“, weiß Wetzel. Zwischen der Störkurve und der Landesgrenze Hamburg beträgt die Regelbreite der Fahrrinne momentan 300m, dabei sind Begegnungen und das Überholen von Fahrzeugen, deren addierte Breiten mehr als 90m betragen, verboten. Zwei Bemessungsschiffe dürften sich dort in keinem Fall begegnen, gleiches gilt für die zum Teil wesentlich breiteren Massengutschiffe. Nach den neuen Elbvertiefungsplanungen soll in diesem Abschnitt die Fahrrinne um 20m verbreitert werden und so das Begegnen zweier Bemessungsschiffe mit einer addierten Breite von 92m ermöglichen.  

Zwischen der Lühekurve und Blankenese soll nach den Planungen eine „Begegnungstrecke“ eingerichtet werden. Diese soll gewährleisten, dass es Begegnungen zwischen tideabhängig einlaufenden Massengutschiffe und tideabhängig auslaufenden Containerschiffen geben kann. Für die so genannte Begegnungsbox ist laut Unterlagen eine Fahrrinnenbreite von 385 Metern geplant. „Durch eine Verbreitung um 85 Meter soll es in Zukunft zwei Großschiffen mit einer addierten Breite von mehr als 92 Metern erlaubt sein, sich in diesem Abschnitt zu begegnen. In Rotterdam war dies bisher verboten, obwohl das Fahrwasser dort mit 600m Breite schon 215 Meter breiter war als die neue Begegnungsstrecke insgesamt überhaupt werden soll. Wenn man die Zahlen aus Rotterdam betrachtet, stellt man fest, dass die Niederländer offenbar wesentlich vorsichtiger sind, was die Begegnungsverkehre von Großschiffen in ihren Schifffahrtswegen angeht“, so die Horneburger Bundestagsabgeordnete Wetzel, „wenn man dann noch sieht, wie sich asiatische Handelspartner vergeblich um Umschlagterminals in Hamburg bemühen, darf wieder einmal bezweifelt werden, dass die Entwicklung des Hamburger Hafens ausgerechnet von einer nochmaligen Elbvertiefung abhängt“.

zurück zur Übersicht