Onlinesucht - Meistens völlig unterschätzt! |
Wetzel: Informationsbedürfnis und Suchtverhalten liegen dicht beieinander |
April 2008 |
„Die Onlinesucht ist
ein von vielen Eltern völlig unterschätztes
gesellschaftliches Problem“, teilt die
SPD-Bundestagsabgeordnete Dr. Margrit Wetzel mit. Das Internet sei
aus unserem Alltag nicht mehr wegzudenken, Geschäftskontakte
liefen per PC, Informationsbedürfnisse würden von vielen
Menschen nahezu nur noch über das Internet gestillt, die
Kommunikation per E-Mail verändert die einfachsten
Höflichkeitsformen, Kinder spielen statt im Wald am PC,
Jugendliche werden zu Beobachtern des Lebens, indem sie
„chatten“ und dabei Gefahr laufen, zu vereinsamen, sich
aus dem Familienleben und den sozialen Kontakten
zurückzuziehen, sich abzukapseln, in eine Scheinwelt
einzutauchen.
„Die Sucht hat viele Gesichter,“ verweist Margrit Wetzel auf die Notwendigkeit, Eltern aufzuklären und vorbeugend einzuwirken: „Da werden Inhalte heruntergeladen, die sich ein Mensch mit „normalem“ Wertgefühl nicht einmal ansehen mag, von 10 bis 15 Stunden täglicher Online-Zeit berichten Experten und manche Jugendliche entwickeln Verhaltens- und Ernährungsstörungen!“Jugendliche, so die SPD-Bundestagsabgeordnete, seien besonders gefährdet. Der Bundestag hat sich in einer Anhörung von Experten beraten lassen. Margrit Wetzel (SPD) zieht das Fazit: „Jetzt müssen wir diskutieren, was Politik, Gesellschaft und Hersteller von PC und Computerspielen tun können, um dem Phänomen, das zu einem echten Sucht-Krankheitsbild führt, entgegenzuwirken: Zuallererst muss Aufklärung, Kontrolle und Vorbeugung im Elternhaus greifen, Computerspiele sollten zukünftig mit Suchtwarnungen versehen werden, in PC könnten Weck-Einblendungen über die Spieldauer bzw. die Onlinedauer regelmäßig erfolgen. Zeitbeschränkungen mit automatischer Abschaltung von Spielen könnten eine sinnvolle Hilfe sein. Am schlimmsten aber sind die Widersprüche, mit denen Politik ständig umgehen muss: Während einerseits die Breitbandanschlüsse vorangebracht werden sollen, um Wettbewerbsnachteile im ländlichen Raum zu beseitigen, müssen wir andererseits neue Krankheitsbilder akzeptieren, die im Gesundheitswesen völlig neu Bedeutung bekommen: Beratungs- und Behandlungseinrichtungen gegen Onlinesucht sind eigentlich schon überfällig!“ |