„Bieten 40-Stunden-Woche, keine Bezahlung“

Margrit Wetzel sieht Handlungsbedarf gegen Missbrauch bei Praktika

März 2008
„ Im Bereich Praktika für Berufseinsteiger ist leider in den letzten Jahren unglaublich viel Schindluder getrieben worden. Ein Blick in einschlägige Jobbörsen lässt einem die Haare zu Berge stehen, hier ist die Politik gefordert“, so Bundestagsabgeordneten Margrit Wetzel.

Dem Petitionsausschuss des Deutschen Bundestages lagen hierzu zwei Petitionen vor, die innerhalb kürzester Zeit von insgesamt 108.412 Unterstützern unterzeichnet wurden. Das ist eine bisher noch nie erreichte Anzahl. „ Das lässt einen erheblichen Leidensdruck erkennen, dieses Thema brennt den jungen Leuten unter den Nägeln“, so Wetzel.

Das Bundesarbeitsministerium (BMAS) hat daraufhin eine Studie in Auftrag gegeben, die nun vorliegt. Diese umfasst alle 18- 34 Jährigen, fast 10 Millionen junge Berufseinsteiger. Demnach beginnt für viele junge Menschen der Start ins Berufsleben mit atypischen Beschäftigungsverhältnissen, also im wesentlichen Praktika. Über die Hälfte der Praktikanten erhielten demnach keine Vergütung. Knapp die Hälfte der Praktikanten erbringen reine Arbeitsleistung ohne Ausbildungsanteil. Lediglich ein Drittel der Befragten konnte im Anschluss an das Praktikum ein reguläres Arbeitsverhältnis aufnehmen, ein weiteres Drittel hatte zwei oder mehr Praktikumsstellen mit einer Dauer von einem Jahr oder länger.

„Wir können es uns schlichtweg nicht leisten, junge, motivierte Leute dermaßen auszunutzen. Wie das mit dem beklagten Facharbeitermangel zusammenpasst, ist mir wirklich schleierhaft. Wenn Berufseinsteiger mit ihren Hoffnungen häufig als billigst Arbeitskräfte mit wenig bis gar keinen Jobperspektiven als Billigpraktikanten ausgenutzt werden und nebenbei noch eine reguläre Stelle besetzten, ist das fatal. Vom Schaden für die Volkswirtschaft ganz zu schweigen“, beklagt Margrit Wetzel die in der Studie offenbarten Zustände.

„Es geht nicht darum Praktika generell zu verbieten, sie sollten aber nach dem Studium oder der Ausbildung nicht die Regel sein. Praktika und Arbeitsverhältnisse müssen klar voneinander abgegrenzt sein und angemessen vergütet werden, Missbrauch muss verhindert werden. Es muss auch von Seiten des Gesetzgebers gehandelt werden“, bezieht die Horneburger Abgeordnete klar Stellung.

„Ich kann an die Arbeitgeber nur appellieren, sich nicht an solchen Praktiken zu beteiligen“, so Wetzel, die aber auch die jungen Berufseinsteiger auffordert sich nicht bei solchen Angeboten für „einen ,Appel und ein Ei' zu verdingen.

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