Verwendung schwefelarmer Treibstoffe in der Seeschifffahrt weiterentwickeln

August  2008
„Wir nehmen die in letzter Zeit vorgebrachten Befürchtungen der Fährreedereien auf der Nord- und Ostsee sehr ernst, dass es aufgrund eines Beschlusses der Internationalen Maritimen Organisation (IMO) zu massiven Verkehrsverlagerungen vom Wasser zurück auf die Straße kommen könnte“, berichtet Dr. Margrit Wetzel, Lotsin der SPD-Küstengang.
Die jetzt von den Mitgliedstaaten der IMO einstimmig angenommenen Vorschläge zur Verringerung der Emissionen in der Seeschifffahrt sind ein wichtiger Beitrag für den Klima- und Umweltschutz. Sie wurden über viele Jahre beraten und mit größter Einvernehmlichkeit beschlossen. In mehreren Schritten soll der derzeit weltweit maximal zulässige Schwefelgehalt von 4,5%, auf max. 3,5% im Jahr 2010 reduziert werden, im Jahr 2020 soll kein Schiff Treibstoff mit mehr als 0,5% Schwefelgehalt nutzen.
Wesentlich strengere Grenzwerte sind für die Schwefelemissions-Überwachungs-Gebiete (SECA) vorgesehen - die Ostsee ist seit 2006, die Nordsee und der Ärmelkanal sind seit 2007 als SECAs ausgewiesen. 2010 soll in den SECAs die Schwefelobergrenze im Treibstoff von derzeit gültigen 1,5% auf max. 1% und dann in einer zweiten Stufe ab 2015 auf max. 0,1% abgesenkt werden.
„Dadurch wird eine erhebliche Entlastung der Umwelt in der Nord- und Ostsee erwartet. Die energieeffiziente Seeschifffahrt wird damit ihren Ruf als umweltfreundlichster Verkehrsträger festigen“, ist die sozialdemokratische Bundestagsabgeordnete Dr. Margrit Wetzel überzeugt. „Allerdings geht mit der Absenkung des Schwefelgehalts eine allseits gefürchtete Kostensteigerung für Treibstoffe einher. Deshalb bangen die Fährredereien, dass die Transporte dann auf die Straßen verlagert werden.“
Margrit Wetzel hatte sich daher an die Bundesregierung gewandt, um zu erkunden, wie dieser Sorge Rechnung getragen wurde: Die deutsche Delegation hatte erfolgreich einen Vorbehalt in die Verhandlungen der IMO eingebracht, so dass Maßnahmen ergriffen werden können, um Rückverlagerungen von Transporten vom Wasser auf die Strasse zu vermeiden. Konkrete Maßnahmen müssen allerdings in den kommenden Jahren erst noch definiert und entwickelt werden. Dazu laufen bereits erste Gespräche zwischen dem Verkehrsministerium, den Reedern und dem Reederverband.
„Den weiteren Verlauf der Beratungen werden wir SPD-Küstenabgeordnete sorgfältig begleiten und dabei die berechtigten Interessen der maritimen Wirtschaft nicht aus dem Auge verlieren“.
Als Verkehrspolitikerin beobachtet Margrit Wetzel allerdings den Markt genau und stellt fest, dass die aktuelle große Sorge der Straßentransportunternehmer dem genau entgegensteht: Auf der Straße droht die höhere Maut, die Transportunternehmer fürchten, dass sie die höheren Preise an ihre Kunden nicht weitergeben können und prognostizieren Insolvenzen.
„Den Zusammenhang darf man nicht übersehen“, meint Wetzel, „wenn die Fährlinien tatsächlich Frachtaufkommen an die Strasse verlieren würden, bekämen die LKWs zum normalen Zuwachs noch überdurchschnittlich Frachten dazu. Wer heute Weitblick hat, beobachtet die internationalen Warenströme und stellt sich auf zukünftige Transportwege und höhere Transportkosten für alle Verkehrsträger ein. Jahrzehntelang haben wir aus Umweltschutzgründen gefordert, dass Transporte einen echten Preis haben müssen; die Klimaveränderungen zwingen uns, dass am notwenigen Umweltschutz kein Weg mehr vorbei führt!“
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