Plenarrede zum Thema "Nutzung von Geoinformationen in der Bundesrepublik Deutschland"

15. Februar 2001 (Manuskript)

 

Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen!

Wissen Sie, wo Ekapa liegt? Kennen Sie Kapkaupunki? Nein? Doch!

Sie alle kennen Kapstadt. Dieses kleine Beispiel zeigt, wie wichtig die internationale Verbindlichkeit von Namen ist. Allein diesem Randthema der Nutzung von Geoinformationen wird im Herbst 2002 eine Internationale Konferenz der Vereinten Nationen hier in Berlin gewidmet sein.

Daten: Das ist weder trocken, noch verstaubt oder langweilig, sondern der Schlüssel zu einem hochdynamischen Wachstumsmarkt mit höchst qualifizierten neuen Arbeitsplätzen.

Lassen Sie mich einige Beispiele nennen:

Navigationssysteme kannten wir früher nur in der Luft- und Schifffahrt. Der Autopilot auf Basis der elektronischen Seekarte macht nautisch schwierigste Schiffspassagen mit der führerlosen Brücke technisch möglich. Ein anspruchsvolles Navigationssystem im PKW wird für den Verbraucher bezahlbar.

Im LKW führt es zur Routenoptimierung und optimalen Auslastung der Fahrzeuge. Leerfahrten können minimiert werden: Das ist aktiver Umweltschutz, das ist CO2-Reduzierung Dank Geodatenmanagement!

Ist Ihnen bewusst, dass die modernen Handy-Dienstleistungen nur auf der Grundlage zuverlässiger Geodaten möglich werden?

Land- und Forstwirtschaft: Waldschadenserfassung, Bodenschutz durch sparsamste Düngung, Ernteschadenversicherung, die Kontrolle flächenbezogener Beihilfen: Alles wird wirtschaftlich überschaubar, ist bereits jetzt weder personal- noch kostenintensiv technisch möglich.

BSE: Hilfestellung durch Visualisierung über Geodaten: Tierbestände, BSE-erkrankte Tiere, Einzugsbereiche oder Hauptlieferrichtungen bestimmter Futtermittelhersteller, Milchaustauscher, selbst den Verdacht der Häufigkeit von Dasselfliegenbekämpfung kann man mit Hilfe von Geodaten optisch überlagern und daraus erste Ansätze für aktuelle wichtige Fragestellungen ableiten.

Oder nehmen wir die Raumplanung. Beispiel: Findung einer Autobahntrasse. Planung wird exakter. Bürgerbeteiligung kann, wenn sie gut vorbereitet ist, Konflikte entschärfen, statt sie zu provozieren. Wer optisch großflächig projiziert, welche Nutzung und welche Nutzungskonflikte es wo gibt, Naturschutzgebiete, Moore, Flussverläufe mit notwendigen Querungsbauwerken aufzeigt, die Einwohnerverteilung und Belastungskorridore überlagert, findet nicht nur die konfliktärmste Trasse schneller, sondern kann sie auch sofort anschaulich darstellen und begründen.

Beispiel der Hilfe im Katastrophenfall ist das Oderhochwasser: Über Erdbeobachtung durch Satellitendaten war konkrete zielgenaue Hilfe, Vorsorge und Evakuierung schneller möglich als je zuvor.

Geodaten, aktuell, zuverlässig und von gleichbleibender Qualität sind öffentliche Infrastruktur mit ständig zunehmenden grenzenlosen Anwendungsmöglichkeiten. Deshalb wollen wir die anwendungsorientierte Forschung fördern, damit besonders kleine und mittlere Unternehmen neue Chancen ergreifen durch die uneingeschränkte, zuverlässig verfügbare Nutzung dieses spannenden Zauberlehrlings!

Deutschland nimmt in Qualität und Stand seiner Geodaten noch eine internationale Spitzenstellung ein. Aber sie ist gefährdet durch die weltweite Konkurrenz. Aus Indien kommen nicht nur Green-Card-Inhaber. Wir sind darauf angewiesen, in Indien produzierte Satellitenbilder zu kaufen, weil uns Staatsverschuldung und Zinsbelastung die Hände binden, vom Finanzminister die Mittel für einen eigenen Satelitten zur Erdbeobachtung zu fordern.

Der interministerielle Ausschuss für Geoinformationswesen und sein Konzept eines effizienten Geodatenmanagements findet deshalb unsere überzeugte und engagierte Unterstützung! Die selbstkritische Bereitschaft, ein noch effizienteres Management im eigenen Zuständigkeitsbereich zu entwickeln muss bis in die Ebene der Gemeinden hinein korrespondieren mit der Bereitschaft, das moderne Datenmanagement angemessen und zügig zu nutzen.

Wir wollen den noch vorhandenen Vorsprung Deutschlands auch politisch nutzen, damit die internationale Kooperation, die Kompatibilität der internationalen Daten, Normung, Namen, Nutzung EU-weit vorangetrieben werden.

Deutschland ist in den entsprechenden EU-Gremien hochrangig und hochkompetent vertreten. Ich danke speziell Frau Staatssekretärin Zypries für ihren überzeugenden Einsatz als Leiterin des IMAGI und hoffe, dass diese parlamentarische Debatte dazu beiträgt, dem Thema die notwendige öffentliche Aufmerksamkeit zukommen zu lassen, damit Wirtschaft, Verwaltung und Politik die vor uns liegenden Wertschöpfungspotenziale erkennen, begreifen und umsetzen.

Ich danke Ihnen für Ihre Aufmerksamkeit, wünsche dem IMAGI durchschlagenden Erfolg und bitte Sie, unseren Entschließungsantrag zu unterstützen!

 

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