Nachdrückliche Unterstützung für die Meerestechnik  

27. Juni 2002
 

Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen!

Welch ein Tag der Freude für die maritime Wirtschaft! Endlich ist auch die nicht-schiffbauliche Meerestechnik einmal im Focus des Parlaments, erfährt Wohlwollen und fraktionsübergreifend die Zusage für nachdrückliche politische Unterstützung! Auch wenn die Oppositionsfraktionen sich alle Mühe geben, das grüne Haar in der Suppe zu finden, sich von unserem Antrag zu distanzieren und eigene Anträge noch schnell auf den Markt des Parlaments zu bringen - nein, wer genau hinschaut, sieht, dass wir zu 98 % übereinstimmen: Und das ist ein voller Erfolg für die Unternehmen dieser zukunftsträchtigen Branche.
Ich freue mich schon darauf, dass die Meerestechnik Schwerpunkt der dritten Maritimen Konferenz sein wird und dann endlich auch in breiter Öffentlichkeit Aufsehen, Ansehen und Anerkennung erfährt - diese Branche hat es verdient.
Die Weltmeere sind nicht nur Verkehrsträger, sie sind genauso Wirtschaftsraum wie die Kontinente, sie liefern Nahrung, sind Energiequelle, bestimmen wesentlich unser Klima, der Meeresboden enthält vielfältigste Bodenschätze, die Hydrosphäre ist Gegenstand zahlloser technischer Dienstleistungen aller naturwissenschaftlichen Sparten - Hochtechnologie, mit dem gesamten dazugehörigen anlagentechnischen Umfeld. Forschung, Entwicklung, wissenschaftliche und ingenieurstechnische Ausbildung, in internationaler Zusammenarbeit die eigene Systemkompetenz fortzuentwickeln - welch ein gewaltiges wirtschaftliches Potenzial wartet darauf, nicht nur von deutschen Unternehmen erschlossen zu werden, sondern sich als Marktführer an die Spitze zu setzen!
Die Küstenländer der Welt sind durch das UN-Seerecht verpflichtet, ihre Wirtschaftszonen zu vermessen, wenn sie ihre exklusiven Rechte auf die Bodenschätze ihrer Festlandssockel geltend machen wollen. Viele Küstenländer sind dazu technisch und finanziell überhaupt nicht in der Lage. Die deutsche Hydrographie würde geradezu verkümmern, wenn sie ihre Möglichkeiten auf den kleinen nationalen Küstenanteil beschränken müsste. Unsere Möglichkeiten, anderen Küsten-Industrieländern, aber auch den Schwellen- und Entwicklungsländern die Vermessung ihrer Festlandssockel durch technische Hilfe und wissenschaftliche Ausbildung zu ermöglichen, dadurch ihre Rechte zu wahren, aber zugleich den Einstieg in die bilaterale meerestechnische Zusammenarbeit zu gewährleisten, öffnet dauerhaft internationale Märkte und stabile Wirtschaftsbeziehungen zum Nutzen aller Beteiligten. Das ist Entwicklungshilfe, in der die so vielfach beschworene neudeutsche "win-win-Situation" tatsächlich für beide Seiten greift: Unsere kleinen Unternehmen können sich Wachstumsmärkte erschließen, selber wachsen und zugleich die Wirtschaft, die Wissensgrundlage und die Rechte anderer Länder befördern helfen. Da wird Wirtschaftspolitik ein Stück weit zur Friedenspolitik, liebe Kolleginnen und Kollegen!

Intern belegen die Bedürfnisse dieser Branche, wie wichtig und richtig es war, dass unser Bundeskanzler Gerhard Schröder das maritime Thema zur Chefsache gemacht, die Stelle des Maritimen Koordinators geschaffen und mit Herrn Dr. Gerlach so kompetent und engagiert besetzt hat. Die ressortübergreifende Vertretung der Brancheninteressen ist nicht nur international von größter Bedeutung, sondern derzeit sogar national noch unverzichtbar:
Warum? Es gibt in der Branche kaum große Unternehmen mit den dazugehörigen Lobbyisten in Berlin. Die kleinen, flexiblen, kreativen und leistungsfähigen Unternehmen, mit denen wir es hier zu tun haben, sind aber allein nicht noch zusätzlich in der Lage, ihre Interessen gegenüber dem Staat - z.B. bei der Entwicklung von Modellen der Public-Private-Partnership - wirksam zu vertreten: Ihre jeweiligen Ansprechpartner sitzen im Verkehrsministerium ebenso wie im Forschungs-, im Verteidigungs-, im Ernährungs- oder Umweltministerium, im Wirtschafts- und Entwicklungshilfeministerium und bei internationaler Zusammenarbeit allemal im Auswärtigen Amt. Und welch eine Verschwendung von Ressourcen ist es, wenn in den Außenwirtschaftskammern, in den Botschaften und Konsulaten engagierte Mitarbeiter auf die Aktivitäten deutscher Unternehmer vergeblich warten - nur weil die hier herumirren müssen und von einer Nicht-Zuständigkeit zur nächsten weitergereicht werden ... nein, das ist nicht die Perspektive des Erfolgs. Genau an der Stelle brauchen wir Koordination und Kooperation - und konkrete Hilfe und Unterstützung für die so vielfach beschworenen "Kleinen", die KMU, die bei uns Arbeitsplätze schaffen und sichern wollen. Dazu gehört, dass administrative Hürden abgebaut werden und die Sensibilität für die Unterstützung marktnaher Innovationen in den Behörden geschärft wird. Ich will die Märkte und die Möglichkeiten der deutschen Meerestechnik mit Blick auf die fortgeschrittene Zeit nicht noch einmal zitieren, sondern verweise auf den Antrag der Koalitionsfraktionen, der diese ausführlich beschreibt. Unsere Beratungen in den Ausschüssen haben die fraktionsübergreifende breite Zustimmung zu den wesentlichen Inhalten bestätigt. Die Branche sollte sich also von den demokratischen Spielchen der Opposition nicht irritieren lassen, sondern die tatsächliche breite politische Unterstützung jetzt zur Kenntnis nehmen und in der betrieblichen Praxis zukünftig wo nötig auch energisch einfordern! Die dritte Maritime Konferenz kann ihr Schwerpunktthema im Wissen um die nachdrückliche parlamentarische Unterstützung vorbereiten. Die maritime Branche kann sich auf uns verlassen.

 

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