Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen!
Welch ein Tag der Freude für die maritime Wirtschaft!
Endlich ist auch die nicht-schiffbauliche Meerestechnik einmal im
Focus des Parlaments, erfährt Wohlwollen und
fraktionsübergreifend die Zusage für nachdrückliche
politische Unterstützung! Auch wenn die Oppositionsfraktionen
sich alle Mühe geben, das grüne Haar in der Suppe zu
finden, sich von unserem Antrag zu distanzieren und eigene
Anträge noch schnell auf den Markt des Parlaments zu bringen -
nein, wer genau hinschaut, sieht, dass wir zu 98 %
übereinstimmen: Und das ist ein voller Erfolg für die
Unternehmen dieser zukunftsträchtigen Branche.
Ich freue mich schon darauf, dass die Meerestechnik Schwerpunkt der
dritten Maritimen Konferenz sein wird und dann endlich auch in
breiter Öffentlichkeit Aufsehen, Ansehen und Anerkennung
erfährt - diese Branche hat es verdient.
Die Weltmeere sind nicht nur Verkehrsträger, sie sind genauso
Wirtschaftsraum wie die Kontinente, sie liefern Nahrung, sind
Energiequelle, bestimmen wesentlich unser Klima, der Meeresboden
enthält vielfältigste Bodenschätze, die
Hydrosphäre ist Gegenstand zahlloser technischer
Dienstleistungen aller naturwissenschaftlichen Sparten -
Hochtechnologie, mit dem gesamten dazugehörigen
anlagentechnischen Umfeld. Forschung, Entwicklung,
wissenschaftliche und ingenieurstechnische Ausbildung, in
internationaler Zusammenarbeit die eigene Systemkompetenz
fortzuentwickeln - welch ein gewaltiges wirtschaftliches Potenzial
wartet darauf, nicht nur von deutschen Unternehmen erschlossen zu
werden, sondern sich als Marktführer an die Spitze zu
setzen!
Die Küstenländer der Welt sind durch das UN-Seerecht
verpflichtet, ihre Wirtschaftszonen zu vermessen, wenn sie ihre
exklusiven Rechte auf die Bodenschätze ihrer Festlandssockel
geltend machen wollen. Viele Küstenländer sind dazu
technisch und finanziell überhaupt nicht in der Lage. Die
deutsche Hydrographie würde geradezu verkümmern, wenn sie
ihre Möglichkeiten auf den kleinen nationalen
Küstenanteil beschränken müsste. Unsere
Möglichkeiten, anderen Küsten-Industrieländern, aber
auch den Schwellen- und Entwicklungsländern die Vermessung
ihrer Festlandssockel durch technische Hilfe und wissenschaftliche
Ausbildung zu ermöglichen, dadurch ihre Rechte zu wahren, aber
zugleich den Einstieg in die bilaterale meerestechnische
Zusammenarbeit zu gewährleisten, öffnet dauerhaft
internationale Märkte und stabile Wirtschaftsbeziehungen zum
Nutzen aller Beteiligten. Das ist Entwicklungshilfe, in der die so
vielfach beschworene neudeutsche "win-win-Situation"
tatsächlich für beide Seiten greift: Unsere kleinen
Unternehmen können sich Wachstumsmärkte erschließen,
selber wachsen und zugleich die Wirtschaft, die Wissensgrundlage
und die Rechte anderer Länder befördern helfen. Da wird
Wirtschaftspolitik ein Stück weit zur Friedenspolitik, liebe
Kolleginnen und Kollegen!
Intern belegen die Bedürfnisse dieser Branche, wie wichtig
und richtig es war, dass unser Bundeskanzler Gerhard Schröder
das maritime Thema zur Chefsache gemacht, die Stelle des Maritimen
Koordinators geschaffen und mit Herrn Dr. Gerlach so kompetent und
engagiert besetzt hat. Die ressortübergreifende Vertretung der
Brancheninteressen ist nicht nur international von
größter Bedeutung, sondern derzeit sogar national noch
unverzichtbar:
Warum? Es gibt in der Branche kaum große Unternehmen mit den
dazugehörigen Lobbyisten in Berlin. Die kleinen, flexiblen,
kreativen und leistungsfähigen Unternehmen, mit denen wir es
hier zu tun haben, sind aber allein nicht noch zusätzlich in
der Lage, ihre Interessen gegenüber dem Staat - z.B. bei der
Entwicklung von Modellen der Public-Private-Partnership - wirksam
zu vertreten: Ihre jeweiligen Ansprechpartner sitzen im
Verkehrsministerium ebenso wie im Forschungs-, im Verteidigungs-,
im Ernährungs- oder Umweltministerium, im Wirtschafts- und
Entwicklungshilfeministerium und bei internationaler Zusammenarbeit
allemal im Auswärtigen Amt. Und welch eine Verschwendung von
Ressourcen ist es, wenn in den Außenwirtschaftskammern, in den
Botschaften und Konsulaten engagierte Mitarbeiter auf die
Aktivitäten deutscher Unternehmer vergeblich warten - nur weil
die hier herumirren müssen und von einer
Nicht-Zuständigkeit zur nächsten weitergereicht werden
... nein, das ist nicht die Perspektive des Erfolgs. Genau an der
Stelle brauchen wir Koordination und Kooperation - und konkrete
Hilfe und Unterstützung für die so vielfach beschworenen
"Kleinen", die KMU, die bei uns Arbeitsplätze schaffen und
sichern wollen. Dazu gehört, dass administrative Hürden
abgebaut werden und die Sensibilität für die
Unterstützung marktnaher Innovationen in den Behörden
geschärft wird. Ich will die Märkte und die
Möglichkeiten der deutschen Meerestechnik mit Blick auf die
fortgeschrittene Zeit nicht noch einmal zitieren, sondern verweise
auf den Antrag der Koalitionsfraktionen, der diese ausführlich
beschreibt. Unsere Beratungen in den Ausschüssen haben die
fraktionsübergreifende breite Zustimmung zu den wesentlichen
Inhalten bestätigt. Die Branche sollte sich also von den
demokratischen Spielchen der Opposition nicht irritieren lassen,
sondern die tatsächliche breite politische Unterstützung
jetzt zur Kenntnis nehmen und in der betrieblichen Praxis
zukünftig wo nötig auch energisch einfordern! Die dritte
Maritime Konferenz kann ihr Schwerpunktthema im Wissen um die
nachdrückliche parlamentarische Unterstützung
vorbereiten. Die maritime Branche kann sich auf uns verlassen.
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