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  # 71  
Alt 20.06.2006, 11:08
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Ein Scherz? Die Bundeswehr soll Auslandseinsätze machen ohne vernünftige Infrastruktur? Eben wurde die größte Steuererhöhung der BRD beschlossen, und dann sollte es doch wohl möglich sein der Truppe eine vernünfte Basis zu geben und entweder 2 oder 3 ausrangierte Fluggzeugträger anderer Nationen zu erwerben oder vielleicht mal selber welche bauen. Oder würde das zuviele Arbeitsplätze schaffen?

Wenn man schon irgendwelche Truppen irgendwohin schicken will, sollte man auch für alle Eventualitäten gerüstet sein.

Da es ja angeblich um einen guten Zweck geht, werden doch hoffentlich die Politiker die diese Entscheidungen begrüßen, doch wohl nicht feige sein und eine ständige Abordnung in den Kongo senden, der den dortigen Menschen auch erklärt, was und wofür Demokratie gut ist. Wenn das die Leute aus dem Kongo verstanden haben, braucht man gar keine Bundeswehr mehr. Da der Bundestag über 641 Abgeordnete verfügt, sollte es doch nicht die Handlungsfähigkeit einschränken, einige der Abgeordneten, dorthin zu entsenden. Der Arbeitgeber ist der gleiche wie bei den Soldaten. Und die Moral der Truppe und der Bevölkerung könnte dadurch vielleicht angehoben werden.

Gehlhouse
  # 72  
Alt 20.06.2006, 11:35
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Standard @Gehlhouse: 614 Abgeordnete

Zitat:
Zitat von Unregistriert
Wenn das die Leute aus dem Kongo verstanden haben, braucht man gar keine Bundeswehr mehr. Da der Bundestag über 641 Abgeordnete verfügt, sollte es doch nicht die Handlungsfähigkeit einschränken, einige der Abgeordneten, dorthin zu entsenden.

Gehlhouse

Tatsächlich gehören dem 16. Deutschen Bundestag 614 Abgeordnete an.

Administrator
  # 73  
Alt 20.06.2006, 14:31
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Standard Komplizierte Welt

Sehr geehrte Mitleser, werte Kameraden!

Einige Kommentare zu verschiedenen, teilweise bereits aufgegriffenen, Themen möchte ich mir erlauben:

1. Aufgaben der staatlichen Sicherheitspolitik
Wir können den Verteidigungsetat nicht schmälern, um uns nur auf inländische Probleme zu kümmern. Kein Land kann es sich erlauben, sich selbst als autark zu behandeln. Wie andere Länder es offen zugeben, ist es auch Aufgabe des Staates (und damit seiner Organe), Märkte und Ressourcen zu sichern. Ebenso ist ein vorrangiges Ziel jeglicher Entwicklungshilfe die Verhinderung von Flüchtlingsbewegungen, um Problemen, wie sie Spanien und Italien aktuell haben, vorzubeugen. Unser Land wird wirtschaftlich in den folgenden Jahrzehnten weltweit an Gewicht weiter verlieren, was sich in allen Bereichen auf unseren Wohlstand (gerade bei den unteren Einkommen und bei den staatlichen Hilfen, sprich: Sozialsystem) auswirken wird.

2. Funktion des Kongoeinsatzes
Neben den unter 1 angeführten Punkten sind zwei weitere Kriterien entscheidend für die Durchführung:
+ D hat international durch die (vordergründige) Verweigerung der Teilnahme am Irakkrieg bzw. dessen Nachspiel informell die Verantwortung übernommen, an allen anderen Einsätzen (ISAF, OEF und eben Kongo) gewichtig mitzuwirken.
+ für die sich formierenden europäischen Verteidigungsstrukturen nutzt man den Einsatz als vermeintlich relativ sicheren Testballon. Der Einsatz ist räumlich und zeitlich begrenzt (vgl. Afghanistan, Irak) und mit robustem wie übersichtlichem Mandat ausgestattet.

3. Selbstverständnis vieler deutscher Soldaten
Ich möchte keinem Einzelnen zunahe treten. Hier geht es nur um Erfahrungen, welche ich mit Soldaten aller Dienstgradgruppen (außer Generalen) und Laufbahnen gemacht habe. Sehr viele junge Soldaten entscheiden sich für die Unteroffizierlaufbahn. Sie sind vom Arbeitsmarkt, bekommen, verglichen zu ähnlicher Tätigkeit in der Industrie (in meiner TrG), gutes Geld und reißen sich oftmals, eben auch wegen des Geldes, um Auslandseinsätze. Viele Kameraden Ende zwanzig, welche sich für eine Laufbahn als Berufssoldat entscheiden, führen allein die Versorgung auf Lebenszeit als "Rechtfertigung" an. Einsätze, auch solche, welche in den nächsten Jahrzehnten noch ausstehen und wohl eher intensiver werden, werden ausgeblendet. Es zählt das sichere Einkommen von Vater Staat (unter Berücksichtigung der unter 1 aufgeführten Absenkung des Wohlstandes), die vereinbarte Gegenleistung soll aber möglichst unterschlagen werden.
Zum Wohl unseres Landes habe ich aber auch eine Fülle echter Soldaten kennengelernt, vor welchen ich großen Respekt habe.

Unser Land steht vor der großen Entscheidung, endlich das Ende des Wirtschaftswunders anzuerkennen, die größtenteils zur Schau aufgesetzten Schuldkomplexe abzulegen, und als pragmatischer und willensstarker Staat gemeinsam mit unseren europäischen Partnern in die Zukunft gehen. Sonst wird es 2050 in Deutschland ähnlich aussehen wie heute in Russland oder auf dem Balkan. Vielleicht haben wir heute noch die Zeit, das Ruder herumzureissen...

Soviel für jetzt,
schönen Tag

Jay
(Oberleutnant, 29 Jahre, Heeresfliegertruppe, SaZ 13, verh., 3 Kinder)
  # 74  
Alt 21.06.2006, 22:21
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Standard Kürzungen

Das mag ja alles sein, nur warum sollten deutsche Soldaten völlig sinnlos und rein für Wirtschaftsinteressen, zu Gunsten der Korruption, in ein Himmelsfahrtkommando geschickt werden? Es geht nicht um Hilfe, Humanität oder sowas wie der Demokratie dort auf die Sprünge helfen. Das werden die Machthaber schon zu verhindern wissen.
Die Wirtschaft mißbraucht über die Politik die Bundeswehr. Und Kadavergehorsam sollte doch wohl nie wieder erwünscht sein.

Unmut wegen niedriger Kongozulage, ist gerade auf der Spiegelseite zu lesen.

Die Auslandszulagen für die kommenden Einsätze im Kongo und in Gabun fallen nach Informationen von SPIEGEL ONLINE niedriger aus als angenommen. Noch aber ist die Vorlage vom Bundesverteidigungsminister nicht unterzeichnet.
Für den immer wieder in der öffentlichen Diskussion als nicht ungefährlich eingestuften Einsatz im Kongo sollen die Soldaten pro Tag eine Zulage von 66,47 Euro erhalten, für Gabun, wo ein Teil der Kräfte für die Friedensmission bereit gehalten werden, sollen 53,69 Euro gezahlt werden.

Zum Vergleich: Im gefährlichsten Einsatzgebiet Afghanistan gibt es 53,69 bis 79,25 Euro. KSK-Männer, die in Kampfhandlungen verwickelt werden können, erhalten 92,03 Euro pro Einsatztag - die höchste AVZ.

So kann man ermessen, wie die Politik wirklich hinter unseren Soldaten steht. Dreist das Argument, es müssen eben alle einsparen. Das ist deshalb dreist, weil die die das bestimmen selbst reichlich bei Vergünstigungen, Aufwandsentschädigungen und Altersversorgung zulangen, sich aus leeren Kassen aneignen. So ein Verhalten ist schäbig! (Aber ist der Ruf erst ruiniert. . . . .)
Bezahlt auch von denen, die für uns Alle ihren Kopf hin halten.
  # 75  
Alt 23.06.2006, 22:30
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Standard Keine Kindersoldaten in Kinshasa?

Ich möchte hier einmal Stellung zu dem Thema "Kindersoldaten" nehmen:

Zum eine hören wir von Seiten der Bundeswehr, daß deutsche Soldaten "ermächtigt sind" auf Kindersoldaten zu schiessen, wenn es die Situation erfordert, zum anderen heisst es aus Reihen der Politik, daß es in Kinshasa keine Kindersoldaten gäbe und da der Kongo-Einsatz nur auf den Raum Kinshasa beschränkt sei, würde sich dieses Problem den Soldaten nicht stellen. So weit so gut.
Aber es gibt in Kinshasa eine ernst zu nehmende Anzahl an Jugendlichen (geschätzt ca. 50000), organisiert in Jugendbanden mit bis zu 2000 Mitgliedern, deren Mitglieder im allgemeinen zwischen 10 und 30 Jahre alt sind. Und die sind bewaffnet. Sind das im Falle einer Eskalation den keine "Kindersoldaten"? Ob kriminell oder politisch eigesetzt, manipuliert und gezwungen, ein Kind mit einer Waffe ist ein Kind mit einer Waffe!
Man sollte das Problem "Kindersoldat" nicht an der Definition aufhängen, sondern realistisch sehen, daß es sehr wohl zu einem Konflikt mit bewaffneten Kindern kommen kann.
Und selbst wenn aus rechtlicher Sicht dem Soldaten, der ein bewaffnetes Kind aus Notwehr erschossen hat, keinerlei Schuld oder rechtswidriges Verhalten nachgewiesen werden kann, so sehe ich jetzt schon die Schlagzeilen dieverser "Zeitungen", die wie die Hyänen über die Bundeswehr herfallen werden.
Ganz zu schweigen von dem Gesichtsverlust derer, die "absolut überzeugt davon sind, dass es in Kinshasa keine Kindersoldaten gibt".
Ich denke weiterhin, daß das größte Problem der Bundeswehr im "gemäßigten" Kinshasa nicht evetuelle Demonstrationen oder Ausschreitungen während oder nach den Wahlen sind, sondern die Kriminalität im allgemeinen. Man muss dieses Problem auf einen simplen Nenner herunterbrechen: Da sind jede Menge Weiße mit jeder Menge Geld, Nahrung und Kleidung! In diesem Fall spielt es keinerlei Rolle, ob irgendwelche politischen Bewegungen im Kongo den Einsatz der Bundeswehr bzw. der EU begrüssen - hier geht es für viele Menschen einfach um ihren täglichen Überlebenskampf.
Ich bin gespannt, wie die Politik in den nächsten sechs Monaten (sollte dieser Einsatz bis dahin abgeschlossen sein) auf die Probleme der Soldaten im Kongo reagiert und wer letzten Endes öffentlich Verantwortung übernimmt, sollte etwas schiefgehen.
  # 76  
Alt 24.06.2006, 00:38
Zyme
 
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Bei allen berechtigten Fragen nach den Bedürfnissen der beteiligten Soldaten darf eines nicht vergessen werden:

Die Armee ist immer ein Instrument der Politik und komplettiert so das Orchester ihrer Mittel. Und weil die Politik wiederum unserem Land und seinem Volk gegenüber verantwortlich ist, wird über sie die Armee zum Instrument der außenpolitischen Durchsetzung deutscher Interessen.
Das ist unser gutes Recht, wie es das Recht einer jeden anderen Nation ist.

Nur wer sich dann für den Soldatenberuf entscheidet - sich also wortwörtlich berufen fühlt, Teil dieses Instruments zu sein - der darf nachher nicht für sich reklamieren, nun selbst darauf spielen zu wollen.

Gruß
  # 77  
Alt 26.06.2006, 11:19
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Standard Warum?

Was haben wir mit dem Kongo zu tun, hallo mal ehrlich sollte man nicht ersteinmal im eigenem Land alles wieder in Ordnung bringen!!!!!!!!!!!!!!!!?????????????????

MFG ein Soldat
  # 78  
Alt 26.06.2006, 18:29
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Standard Kongo und andere Einsätze

Ich habe mit Interesse die Meinungen der 5 Abgeordneten gelesen, die den Grundtenor vertreten, dass der Einsatz der Bw im Kongo die Stabilität in der Region festigen würde.
Ich bin selber Soldat und war schon in mehreren Auslandseinsätzen seit 1991 und kann ihnen versichern, dass bis dato noch kein Auslandseinsatz zu einer nennenswerten Stabilisierung beigetragen hat.
Jedenfalls fallen die Konfliktparteien doch schon kurz nach Abzug der fremden Truppen wieder übereinander her. Der einzige Einsatz der bis jetzt vielleicht etwas Stabilität beschert hat war der Kosovo-Einsatz und auch hier brachen doch schon wieder Unruhen zwischen den einzelnen Ethnien aus.
Wenn man mich also fragte, ob ich Berufszufriedenheit empfinden würde, weil ich als kleines Rad im großen versandeten Getriebe Bundeswehr, an konfliktverhütenden Maßnahmen teilgenommen habe, so kann ich das nur verneinen.
Das ganze schöne Geld sollte man lieber zu einer adäquaten Bezahlung der Soldaten und zur Verbesserung bzw. Erneuerung der Ausrüstung verwenden.

Schöne Grüße aus dem hohen Norden

Hanno
  # 79  
Alt 28.06.2006, 17:28
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Was habe wir bitteschön im Kongo verloren? Da hat Frankreich mal wieder einen Dummen gefunden der die Arbeit für sie übernimmt, noch dazu eine äußerst gefährliche.
Aber da sieht man wieder, dass die deutschen Politiker außenpolitisch kein Rückrat haben um auch mal NEIN zu sagen. Müsste auch nur ein Politiker aus dem Bundestag dann im Kongo selbst sein, müssten unsere Soldaten nicht dort rein.
Aber das bin ich ja inzwischen gewöhnt, dass unsere Politiker sich mehr um das Image im Ausland kümmern, als auch mal was fürs eigene Land zu tun.

Gruß eines völlig genervetn Wählers
  # 80  
Alt 05.07.2006, 10:40
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Standard Was sollen wir denn noch ertragen?

Moin,

was sollen wir denn noch ertragen?

Erst streicht man uns das Urlaubsgeld und nimmt Einschnitte beim Weihnachtsgeld vor und jetzt mutet man uns noch einen weiteren Einsatz zu. Da merkt man wieder mal wie inlandfeindlich unsere Politiker sind. Anstatt das Geld im eigenen Land zu lassen wo es dringend gebraucht wird, pumpt man es lieber in einen in meinen Augen sinnlosen Einsatz.

Ich hoffe die großen Parteien werden bei der nächsten Wahl die Quittung für ihr Verhalten kriegen. Deutschland braucht keine hohen Bonzen die sich selbst in die Tasche wirtschaften und uns für dumm verkaufen.

r.h.
 


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Quelle: https://www.bundestag.de/