SPD und Bündnisgrüne sprechen sich dafür aus, in die Ausbildung von Ärzten, Therapeuten und Pflegekräften demenzbezogene Pflichtbausteine aufzunehmen. Auch sollen trägerübergreifende finanzielle Anreizstrukturen geschaffen werden, um Prävention und Rehabilitation zu fördern. Nach dem Willen der Abgeordneten soll die Bevölkerung mit Hilfe von Aufklärungskampagnen mehr Informationen über das Krankheitsbild erhalten. Um den Bedürfnissen der betroffenen Personen Rechnung zu tragen, müsse der Pflegebegriff in der Pflegeversicherung mittelfristig überarbeitet und erweitert werden. In dem Antrag heißt es, die voraussichtlichen demografischen Veränderungen müssten in den Verhandlungen zur Reform der Pflegeversicherung berücksichtigt werden, da die Zunahme der betagten und hochbetagten Menschen zu einer deutlichen Steigerung der Zahl der Demenzkranken führen wird.
Zur Erläuterung heißt es, die Zahl der an Demenz erkrankten Pflegebedürftigen werde stetig ansteigen. Wenn keine nachhaltigen Fortschritte in Prävention und Therapie gelingen, werde sich die Zahl der mittelschweren und schweren Demenzen in den nächsten fünfzig Jahren verdoppeln. Daher müsse ein Netz von abgestuften, bedürfnisorientierten und gemeindenahen Hilfen und Versorgungsangeboten für diese hilfsbedürftigen Menschen geschaffen werden. Betroffene wendeten sich aus Schamgefühl und Unkenntnis der Symptome zu spät an die Ärzte und verleugneten ihre Krankheitssymptome so lange wie möglich. Auch müssten alle Möglichkeiten genutzt werden, um durch gezielte Prävention und Rehabilitation die Kompetenzen von Menschen zur möglichst langen selbstständigen Lebensführung im Alter zu fördern. Die Koalitionäre sprechen sich dafür aus, den Grundsatz "Rehabilitation vor Pflege" in der Praxis stärker umzusetzen.
Auch die Union sieht in der Forschung, Früherkennung, Behandlung sowie Pflege von Demenz erheblichen Handlungsbedarf in Deutschland. Bereits heute leiden nach Angaben der Antragsteller rund 950.000 Personen an einer mittelschweren bis schweren Demenz. Schätzungen gingen von etwa 2,05 Millionen Demenzkranken im Jahre 2050 aus. Dieser großen gesellschaftlichen Herausforderung sollte die Bundesregierung nach Ansicht der Abgeordneten bereits heute begegnen. So sollte die Exekutive verstärkt Forschungsvorhaben unterstützen und initiieren, die sich mit Früherkennung, Diagnostik und Präventionsmöglichkeiten befassen. Gefördert werden sollte auch die Entwicklung optimierter medikamentöser und psychosozialer Behandlung im Frühstadium der Erkrankung. Das Problem der wachsenden Zahl der Demenzkranken sollte die Bundesregierung bei der anstehenden Reform der Pflegeversicherung berücksichtigen und den verrichtungsbezogenen Pflegebegriff um einen allgemeinen Betreuungs- und Beaufsichtigungsaufwand in zeitlich begrenztem Umfang erweitern.
Wichtig aus der Sicht der Antragsteller ist auch, dafür Sorge zu tragen, dass die Qualifikation des Pflege- und Betreuungspersonals verbessert wird. So sollte die Regierung die Ausbildung in diesem Bereich verbessern und entsprechende Fort- und Weiterbildungsangebote für Hausärzte, Therapeuten und Pflegekräfte schaffen. Von Bedeutung sei auch die Unterstützung pflegender Angehöriger etwa durch Beratungsangebote, besseren Zugang zur professionellen Versorgung und den Ausbau von Tages- und Kurzzeitpflegeeinrichtungen, heißt es. Schließlich sollte die Bundesregierung mit Hilfe der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung über Demenzerkrankungen informieren, fordern die Parlamentarier.