Sein trockener Humor ist bekannt: Den Weg in die politische Freiheit wollte Bundeskanzler Konrad Adenauer 1949 in Bonn nicht zwischen Affen und Giraffen weitergehen, soll er gesagt haben. Er spielte damit auf die Konstituierende Sitzung des Parlamentarischen Rates im Museum Alexander König an, das Museum und Zoologisches Forschungsinstitut zugleich ist. Dort diskutierten Politiker in einer für Deutschland schwierigen Zeit in Nachbarschaft zu ausgestopften Tieren über nichts Geringeres als das Grundgesetz. Deshalb bat Adenauer die Alliierten für seine Regierungsgeschäfte um die rasche Freigabe des Palais Schaumburg, das im 19. Jahrhundert eine repräsentative Millionärsvilla war. Am 5. November 1949 erklärte er das Palais dann zum Amtssitz des Bundeskanzlers. Wenn das Haus der Geschichte jetzt nach der Eröffnung des "Zentrums für Föderalismus" im ehemaligen Bundesrat mit dem Palais Schaumburg eine weitere Dependance in Bonn eröffnet, kann Geschichte nun mit zwei weiteren Ausstellungen an Originalschauplätzen nachempfunden und erlebt werden. "Ein gutes Zeichen für die Geschichtskultur", nannte Hans Hütter, Vertreter des Präsidenten der Stiftung des Hauses der Geschichte, bei der Eröffnung am Donnerstag diesen Schritt. Selten gab es so viele optische und akustische Informationen über das Bundeskanzleramt wie in dieser Präsentation. Rund 400 Objekte wurden dafür zusammengetragen, unterstützt durch viele Leih- und Lizenzgeber, allen voran die Stiftung Konrad-Adenauer-Haus in Rhöndorf. Besucher können allerdings aus Sicherheitsgründen nur als Gruppe über das Haus der Geschichte ihre Neugierde befriedigen. Das Innenleben des Hauses führt sie dann - gerade wenn man das heutige Bundeskanzleramt im Kontrast betrachtet - in eine andere Zeit, eine wesentlich bescheidenere: Foyer, Kabinettsaal, Speisesaal, "Hallstein-Räume", Vorraum zum Arbeitszimmer und Arbeitszimmer selber dokumentieren die Einfachheit und Selbstbescheidenheit der Anfänge. Dort sei "große und erfolgreiche Politik in einem bescheidenen Umfeld gemacht worden", unterstrich Kulturstaatsminister Bernd Neumann in seiner Eröffnungsrede. Von dort sei die zweite deutsche Demokratie auf den Weg gebracht worden, nachdem der Parlamentarische Rat die Weichen gestellt hatte. "Bonn war im übrigen nie provinziell", so der Kulturstaatsminister. So geben im Vorraum zum "Adenauerzimmer" Ausstellungsstücke Auskunft über den Arbeitsstil der Kanzler von Ludwig Erhard bis Helmut Schmidt. Nicht nur sensibel integrierte Schautafeln, die die Wirkung der historischen Räume nicht beeinträchtigen sollten, sondern auch Zeitzeugeninterviews wie zum Beispiel mit den früheren Kanzleramtschefs Horst Ehmke oder Wolfgang Schäuble oder mit Adenauers Sekretärin Anneliese Poppinga bieten und erhalten Authentisches aus einer anderen politischen Epoche. Die zweite Ausstellung läuft nur wenige Gehminuten entfernt im ehemaligen Bundesratsgebäude und fällt wesentlich dezenter aus. Das Haus der Geschichte zeigt dort Exponate, Fotos, audiovisuelle Medien und Texte über die Geschichte des Bundesrates und die Entwicklung des Föderalismus in Deutschland, ein nach wie vor aktuelles Thema, wie die Föderalismusreform deutlich macht. Das Haus war bis Juli 2000 Sitz des Bundesrates. Die Geschichte des Gebäudes begann Ende der 1920er-Jahre, als der Architekt Martin Witte einen Bau für die Pädagogische Akademie entwarf. Die beiden neuen Ausstellungen schaffen in jedem Fall eines: den manchmal trockenen Stoff in den Geschichtsbüchern auf anschauliche Weise lebendiger zu machen.