Deutschland traurig Sport-Fan Land, traurig Sport-Fan Deutschland! Wo bist Du hin geraten? Die Republik schiebt Panik. Das Dopinggespenst geht um. Der Sport sei nicht mehr sauber, heißt es. Ja, von Schmuddelsport ist die Rede. Nicht mehr wahre Leistung zähle, sondern die Kreativität beim Einsatz verbotener Substanzen entscheide über Sieg oder Niederlage, klagen so genannte Sport-Fans. Das Prinzip Mann gegen Mann, Frau gegen Frau, Ullrich gegen Basso ist abgelöst worden vom Prinzip Epo gegen Eigenblut. Die Panik hat sogar das Parlament erreicht. Ein Antidopinggesetz ist in Planung. Und im Gegensatz zur Gesundheitsreform muss man bei dem wohl fürchten, dass es in gar nicht mehr so ferner Zeit auf dem Tisch liegt. Peter Danckert, Vorsitzender des Sportausschusses im Bundestag, hat gar so große Sorge um den Sport, dass er bis Ende des Jahres ein solches Antidopinggesetz umgesetzt sehen will. "Ja, meine Herrn!", entfährt es da dem echten Fan. "Stoppt diesen Mann!" Einen sauberen Sport, wer will denn den? Wer will mittelmäßige Leistungen mittelmäßiger Sportler sehen? Da könnte man ja gleich selber aktiv werden.
Wir wollen Sportler, die nicht an ihre Grenzen gehen, sondern weit darüber hinaus. Dass da zwischendurch mal der eine oder andere vom Rad purzelt, weil der Kreislauf nicht so stark war wie das Epo, darf uns nicht abschrecken. Eigentlich sind doch sie die wahren Helden des Sports. Wir als Gebührenzahler des öffentlich rechtlichen Fernsehens haben ein Recht auf Doping. Wir haben ein Recht auf übermenschliche Leistungen, denn menschlich sind wir selber.
Man stelle sich einmal vor, im Sommer führen 160 mittelmäßig begabte Radler durch Frankreich, die die 21 Kurven mit einer durchschnittlichen Steigung von über acht Prozent hinauf nach l'Alpe d'Huez nicht in rund 30 Minuten schafften. Dies Elend lockte nicht einen wahren Fan vor den Bildschirm!
Statt über ein Antidopinggesetz sollte viel mehr über die Ausweitung des Dopings sinniert werden. Wie kann man die leistungssteigernden Substanzen und Methoden auch in anderen Bereichen einsetzen? Denn der Gebührenzahler hat nicht nur ein Recht auf Spitzenleistungen im Sport, sondern auch sagen wir mal in... ja beispielsweise der Politik. Vielleicht würde es dann ja sogar etwas mit unserer kränkelnden Gesundheitsreform...