Personen, die sich in Deutschland aufhalten und nicht die deutsche Staatsangehörigkeit besitzen - Ausländer also -, sind nicht pauschal krimineller als deutsche Staatsangehörige. Ausländer sind eine sozial und kulturell sehr heterogene Gruppe: vom türkischen IT-Unternehmer über den italienischen Restaurantbetreiber bis zum kurdisch-libanesischen Clan, dessen Angehörige in der Organisierten Kriminalität fest verankert sind. Entscheidend ist, dass ethnische Konzentrationen in Stadtvierteln heute meist gleichbedeutend sind mit Armut und Kinderreichtum. Neben überdurchschnittlicher Abhängigkeit von staatlichen Transferleistungen, hoher Arbeitslosigkeit und anderen Indikatoren ist in "ethnischen Kolonien" eine hohe Gewalt- und Kriminalitätsbelastung festzustellen.
Über die Kriminalitätsbelastung von Zuwanderern ist seit den 70er-Jahren intensiv debattiert worden. Es trifft zu, dass sich die zugewanderte Bevölkerung hinsichtlich sozialer Schichtung, Bildungsniveau und Altersstruktur von der nichtzugewanderten Bevölkerung unterscheidet und Vergleiche nur zwischen ähnlich strukturierten Gruppen hergestellt werden sollten. Richtig ist aber auch, und das wird regelmäßig übersehen, dass sowohl die Strafverfolgungsbehörden als auch die Bevölkerung - insbesondere die Opfer - mit dieser Kriminalität konfrontiert sind, weshalb das Phänomen nicht statistisch "wegdiskutiert" werden darf.
Die Gewaltkriminalität in den Städten ist besonders stark von ausländischen Tatverdächtigen gekennzeichnet: So lag deren Anteil bei diesen Straftaten in Berlin 2005 bei 33,3 Prozent, wovon wiederum nahezu jeder zweite Täter jünger als 21 Jahre alt war.
Die "Tatverdächtigenbelastungszahl" (Tatverdächtige je 100.000 der jeweiligen Bevölkerungsgruppe) war bei jugendlichen und heranwachsenden Ausländern mehr als doppelt so hoch wie bei der vergleichbaren deutschen Gruppe. Die Berliner Polizei kommt zu dem Schluss: "Die Kriminalität männlicher jugendlicher Nichtdeutscher ist insgesamt überproportional hoch und dies insbesondere im Bereich der Rohheits- und Gewaltdelikte, hierunter speziell bei Sexualdelikten und Raubtaten in der Öffentlichkeit. (...) Während im Jahr 2005 annähernd jeder achte männliche deutsche Jugendliche mit einer Straftat in Erscheinung trat, war dies bei männlichen nichtdeutschen Jugendlichen fast jeder dritte."
Die Einbürgerungen und ihre Auswirkungen auf die Statistik lässt eine Auswertung der Berliner Polizei für die "Jugendgruppengewalt" deutlich werden. Danach besaßen im Jahr 2005 immerhin 26,6 Prozent der Tatverdächtigen nicht die deutsche Staatsangehörigkeit, weitere 16,2 Prozent der deutschen Tatverdächtigen wiesen eine nichtdeutsche Herkunft auf. Im Ergebnis sind damit 42,8 Prozent aller ermittelten Tatverdächtigen nichtdeutscher Herkunft.
Ein besonderes Problem stellen die "Intensivtäter" dar - Täter, die schwere Straftaten in großer Zahl begehen. In Berlin ist für rund drei Viertel dieses bei der Staatsanwaltschaft registrierten Personenkreises ein "Migrationshintergrund" festzustellen. Dabei stehen Intensivtäter arabischer Herkunft mit rund 31 Prozent und solche türkischer Herkunft mit rund 27 Prozent an der Spitze. Die Erfahrungen zeigen, dass dieser Personenkreis dem Erziehungsgedanken des Jugendgerichtsgesetzes mit seinen abgestuften Sanktionen wenig oder gar nicht zugänglich ist. Insbesondere bei den Delikten der Straßenkriminalität (Raub, "Abziehen") sind die Opfer nichtdeutscher jugendlicher Tatverdächtiger meist ihre deutschen Altersgenossen. Ihnen gelten Neid und Ressentiments, von ihnen erwarten die Täter mit türkischem, kurdischem oder arabischem Hintergrund keine Gegenwehr.
Berliner Jugendrichter machten im November 2006 auf eine "neue Dimension" von Jugendgewalt in ethnischen Kolonien aufmerksam. Die Perspektivlosigkeit großer Teile von Jugendlichen mit Zuwanderungshintergrund schlägt immer stärker in Aggression und Gewalt um. Stadtgesellschaft, Politik, Schulen, Polizei und Justiz werden Erhebliches leisten müssen, wenn sie dem demokratischen Rechtsstaat stärker als bisher Respekt verschaffen wollen. Es wird ein schwieriger Prozess werden.
Der Autor ist Politikwissenschaftler an der Universität Bremen. Jüngst erschien sein Buch "Abschied von Multikulti. Wege aus der Integrationskrise".