Die Wintersportgemeinden hatten keine gute Saison. Müssen die örtlichen Anbieter auf den Klimawandel reagieren?
Wenn es immer weniger schneesichere Gebiete gibt, kann ich auf Dauer nicht mit Schneekanonen antworten. Da stimmt das Leistungsverhältnis immer weniger. Die Verantwortlichen vor Ort sind gut beraten, an touristischen Angeboten jenseits der Pisten zu feilen.
Vor einigen Jahren war noch von mangelndem Service, unfreundlichem Personal und überhöhten Preisen in Deutschland die Rede. Hat sich da was getan?
Hier ist ein großer Fortschritt erzielt worden. Wir haben unser Image nicht nur aufpoliert, sondern nachhaltig positiv verändert, dank einer Service- und Freundlichkeitskampagne, die die gesamte Dienstleistungskette erfasst hat. Nach der WM habe ich immer gehört: Du, die sind ja immer noch freundlich. Freundlichkeit kostet nichts, bringt aber viel. Wir haben dank der Auslandswerbung der Deutschen Zentrale für Tourismus bei den Auslandsgästen ein hohes Niveau erreicht. Uns Deutschen sage ich: Wie wär's mit Urlaub im eigenen Land, und sei es auch nur mal für ein Wochenende?
Früher kamen die Holländer, heute die Chinesen. Hat die Globalisierung nun auch das mittelständische Gastgewerbe erreicht?
Das ist eine Herausforderung und eine Chance. Wir müssen wissen: Wie ticken Gäste aus anderen Kulturen, wie reden die, was essen die. Chinesen etwa sind es gewohnt, dreimal täglich warm zu essen, und zwar möglichst ein chinesisches Gericht. Wenn sie das angeboten bekommen, fühlen sie sich ein Stück weit zu Hause. Je besser und schneller sich der Mittelstand auf kulturelle Besonderheiten einstellt, umso größer wird das Stück Kuchen ausfallen, das er hier erhalten kann.
Der Bund finanziert die Auslandswerbung der Deutschen Zentrale für Tourismus. Reicht das, oder müsste er noch mehr tun?
Mehr Geld für die DZT ist immer gut angelegtes Geld. Aber es gibt auch andere Baustellen. Sollte die wirtschaftliche Entwicklung weiter positiv verlaufen, wäre es nur fair, wenn wir bei der Mehrwertsteuer mit unseren Nachbarn gleichziehen und den Satz für das Hotel- und Gaststättengewerbe reduzieren könnten. Für die betroffene Branche steht das ganz oben auf der Agenda. Die Luft ist zwar noch dünn, doch sollten die Chancen ausgelotet werden.
Sie sind von Haus aus Agrarpolitikerin. Wie können Landwirte noch mehr am wachsenden Tourismus teilhaben?
Land- und Natururlaub liegen im Trend. Den Betrieben lege ich dringend ans Herz, den Urlaubern regionale Erzeugnisse schmackhaft zu machen. Andere Länder sind damit bereits sehr erfolgreich.
Die Fragen stellte
Volker Müller