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Architekturstudenten wissen zu wenig vom Denkmalschutz. Das soll sich ändern.
Der Weg zum Schloss führt durch die He-cke. Vorbei an den blau-gelb gefiederten Aras und Bodinus-Amazonen mit ihren olivgrünen Federn sieht der Besucher hinter einer Buchenhecke plötzlich ein großes Gebäude in Rosa und Weiß mit vielen hohen Fenstern. Umgeben von einem Park mit Skulpturen macht Schloss Friedrichsfelde einen prächtigen Eindruck.
Zugegeben: Der Gang durch die Hecke ist kein Muss. Das Schloss lässt sich auch von der Straße aus erreichen. Doch auch hier wird dem Besucher das Problem deutlich: Wer das Schloss aus dem 17. Jahrhundert im Berliner Bezirk Friedrichsfelde besichtigen oder in seinem Park spazieren gehen will, muss durch den Eingang des Tierparks - und dort elf Euro Eintritt bezahlen. Eine halbe Million Euro investiert das Land Berlin jährlich in Schloss und Garten - doch die 250.000 Einwohner von Friedrichsfelde können die Anlage kaum nutzen.
Ein gutes Projekt, um Nachwuchs an Denkmalschutz heranzuführen, dachte sich Professor Leo Schmidt von der Brandenburgischen Technischen Universität Cottbus. Gemeinsam mit dem Landesdenkmalamt Berlin initiierte er im Auftrag des Deutschen Nationalkomitees Denkmalschutz im September 2006 einen Workshop mit 20 Studenten aus ganz Deutschland. Vor allem diejenigen, die sich erst wenig mit dem Thema beschäftigt haben, wollte er ansprechen. "Bei Kunsthistorikern gilt Denkmalschutz oft als nicht wissenschaftlich genug, um im Studium ernsthaft behandelt zu werden", so Schmidt. Auch Architekturstudenten hätten Nachholbedarf. "Wir wollen Fachleute, die hinterher mit Denkmalschutz zu tun haben, über Probleme aufklären, damit sie informiert sind." Fünf Tage lang hörten die Studenten Vorträge von Experten und entwickelten in Arbeitsgruppen Modelle, wie die Friedrichsfelder ihr Schloss besser nutzen könnten.
Unter ihnen war Carla Bauer, Studentin der Kunstgeschichte in München. Mit ihren Kommilitonen erarbeitete sie ein Konzept, das Schloss als Eingang zum Tierpark umzugestalten. "Dann müssten alle durch und es würde besser genutzt", so die 25-Jährige. Sie habe einen guten Eindruck von den täglichen Problemen eines Denkmalschützers mitgenommen. "Bei der Abschlusspräsentation hat man live gesehen, wie die Fronten sich zwischen den Beteiligten verhärten und vor allem, dass kein Geld da ist."
Im September wird der Studentenworkshop in Freyenstein in der Prignitz stattfinden. "Der Ort hat Baudenkmäler, aber keine richtige ökonomische Basis", erklärt Schmidt. Die Studenten, vornehmlich im dritten bis sechsten Semester, sollen die Lage der Stadt bewerten und Konzepte zum Beispiel für eine touristische Nutzung der Denkmäler erarbeiten.
Eine sofortige Umsetzung dieser Pläne erwartet Schmidt nicht. Die Veranstaltung in Friedrichsfelde sei "ein Baustein" von vielen - und einer, mit dem angehende Fachleute auf den Denkmalschutz aufmerksam werden.