ILLEGALER FISCHFANG
Auch Dorschbestände betroffen
Der illegale Fischfang macht allen zu schaffen, die sich um den Erhalt des Artenreichtums in den Weltmeeren sorgen. Zwar kennt niemand genaue Zahlen. Schätzungen zufolge hat der illegale Fang jedoch einen Wert zwischen 4 und 9 Milliarden US-Dollar. Dabei wird angenommen, dass Fänge im Wert von 1,25 Milliarden US-Dollar jährlich auf internationale Gewässer entfallen. Der illegale Fang vor der afrikanischen Küste südlich der Sahara soll mindestens eine Milliarde US-Dollar ausmachen.
Auch die Bundesregierung bezeichnet das Raubfischen als ernsthaftes Problem, selbst innerhalb der EU. In der Nordsee ist davon vor allem der Kabeljau betroffen, in der Ostsee der Dorsch. Das hat das Bundesernährungsministerium jetzt der Linksfraktion in der Antwort ( 16/4782 ) auf eine Große Anfrage ( 16/3069 ) mitgeteilt.
Der Dorsch wird danach vor allem im östlichen Teil der Ostsee illegal abgefischt. Der Bestand befinde sich dort auf einem "historischen Tiefststand", heißt es in der Antwort. Schätzungen zufolge würden 35 bis 45 Prozent mehr Dorsche an Land gebracht als es die offiziellen Zahlen sagen. Das Ministerium sieht die Ursachen dafür vor allem in unzureichenden Kontrollen bei gleichzeitig beschränkten Fangquoten und fehlenden Ausweichmöglichkeiten für die Fischer.
Gerade in den neuen EU-Mitgliedsländern seien die Fangmöglichkeiten höher als die vorgeschriebene erlaubte Fangmenge. Für die Regierung ist daher jetzt ein umfassender Schutz des Dorschs angesagt. In der westlichen Ostsee hat sich dagegen der Dorschbestand in den 90er-Jahren wieder relativ erholt, wie das Ministerium schreibt. Dennoch würden mit 22.000 Tonnen jährlich (2005) immer noch zu viele Dorsche aus dem Wasser geholt. In den internationalen Gewässern sind vor allem der Thunfisch und der Schwarze Seehecht von der illegalen Fischerei betroffen. Nach Angaben der Welternährungsorganisation FAO sind etwa zehn Prozent der gesamten an Land gebrachten Fischmenge unrechtmäßig eingefangen worden.
In der Nordsee haben in den vergangenen Jahren neben dem Kabeljau auch die Nordseescholle und die Nordseezunge stark gelitten, wie aus der Regierungsantwort weiter hervorgeht. Der jahrzehntelange Druck der Fischerei auf diese Arten habe erst 2004 deutlich verringert werden können. Beim Kabeljau selbst liege das Hauptproblem im gemischten Fischfang. Das bedeutet, dass neben dem Kabeljau auch der Schellfisch und der Wittling im selben Netz gefangen werden. Ist die Fangquote für eine der Fischarten ausgeschöpft, müssen diese Fische wieder über Bord geworfen werden. Beim Schellfisch sei der Rückwurf ins Meer um ein Mehrfaches so hoch wie die Menge, die an Land gebracht wird. Beim Rotbarsch spricht die Regierung von einer zu intensiven Fischerei. In gutem Zustand befinde sich dagegen der Seelachs, der fast ausschließlich ohne Beifänge und Rückwürfe erbeutet wird. Erholt habe sich auch der Nordseehering-Bestand.