"Ein neues Buch von Günter Grass ist immer ein Ereignis." Seit der Verleihung des Nobelpreises an Grass hat diese Aussage von Marcel Reich-Raniki wohl nie mehr so viel Gültigkeit besessen als im vergangenen Jahr. Sein Bekenntnis, als 17-Jähriger Mitglied der Wafffen-SS gewesen zu sein, polarisierte die Öffentlichkeit über Wochen. Die einen sahen Grass durch das späte Bekenntnis moralisch gescheitert, andere erblickten eine auflagensteigernde Inszenierung seiner Autobiografie, eine dritte Partei stellte sich schützend vor den Literaten.
Der Literaturjournalist Martin Kölbel hat nun eine Dokumentation der besonderen Art über die erhitzte Debatte zusammengestellt. Aus tausenden von Meldungen, Interviews, Kommentaren, Rezensionen und Leserbriefen hat er eine repräsentative Auswahl getroffen und sie übersichtlich gegliedert. In seinem Nachwort unter dem vielsagenden Titel "Herdeninstinkte" bezieht Kölbel dann selbst Stellung und geht hart ins Gericht mit Grass' Kritikern. Eine interessante, wenn auch sehr spezielle Lektüre über ein Medienereignis. aw
Steidl Verlag, Göttingen 2007;
368 S.; 12 ¤