Die von Islamisten verübten Terroranschläge vom 11. September 2001, die Attentate von Madrid und London sowie unzählige Selbstmordattentate gegen die westliche Besatzung bzw. gegen westlich orientierte Regierungen im Nahen und Mittleren Osten haben "dem" Islam das Image einer "Gewaltreligion" eingebracht. In den USA und Staaten Europas scheinen Vorurteile gegenüber den muslimischen Mitbürgerinnen und Mitbürgern salonfähig zu werden. Einzelfälle werden verallgemeinert und für die weltweit zweitgrößte Religionsgemeinschaft als charakteristisch klassifiziert und ihr kollektiv zugeschrieben, sodass bereits von "Islamophobie" die Rede ist.
Der Islam ist keine irrationale Religion - Vernunft und Glaube sind keine Gegensätze. Auch widerspricht er nicht der Demokratie, wie das Beispiel der Bioethik-Diskussion in der Scharia zeigt. Islamkritiker behaupten, die Scharia halte Einzug ins deutsche Rechtssystem. Tatsächlich ist diese in Deutschland ebenso wenig wie die Bibel Grundlage der Rechtsprechung. Begeht ein Muslim eine Straftat, wird er selbstverständlich nach dem deutschen Strafgesetzbuch verurteilt. Die Diskriminierung der Frau und andere gesellschaftspolitische Einschränkungen, die durch islamisches Recht legitimiert sind, darf eine freiheitliche Rechtsordnung nicht akzeptieren.
Bundesinnenminister Wolfgang Schäuble hat mit der Einberufung der Islamkonferenz einen wichtigen Schritt hin zur gesellschaftlichen Verfasstheit der heterogenen muslimischen Interessen getan. Was aber noch wichtiger erscheint - und hier sind nicht nur die muslimischen Intellektuellen gefordert -, ist die Einordnung des Koran und die Äußerungen und Handlungen des Propheten Mohammad in ihren historischen Kontext.