Als Sieg für den Verbraucher haben grüne und konservative Abgeordnete des Europaparlamentes die Verabschiedung des Lebensmittelpaketes am 10. Juli begrüßt. "Die verbesserte Kennzeichnung für Zusatz- und Aromastoffe war überfällig, damit die Verbraucher besser informiert werden über den Nutzen, die Herkunft und die Eigenschaften dieser Stoffe", sagt die grüne Abgeordnete Hildtrud Breyer. Die europäischen Vorschriften, fügt Anja Weisgerber (CSU) hinzu, "werden vereinfacht und der wissenschaftlichen Entwicklung angepasst".
Zusatzstoffe, Enzyme (Hefe), Kräuter und Aromastoffe werden zwar schon immer bei der Herstellung von Lebensmitteln eingesetzt. Die verwendeten Stoffe werden aber immer komplexer und ihre Wirkungen immer unübersichtlicher. Enzyme können zum Beispiel auch mit Hilfe genetisch veränderter Organismen (GVO) erzeugt werden.
Die Kommission hat deswegen ein Paket von Verordnungen vorgelegt, um die Bewertung, Zulassung und Kennzeichnung solcher Stoffe in der EU zu harmonisieren, zu modernisieren und zu vereinfachen. Die Verbraucher sollen sich in den Lebensmittelregalen besser zurechtfinden und die Hersteller sollen ihre Produkte in der ganzen EU leichter anbieten können.
Lebensmittelzusatzstoffe, -enzyme und -aromen sollen in Zukunft nach einem einheitlichen Verfahren zugelassen werden. Die Einstufung soll mindestens alle zehn Jahre überprüft werden. Die Verordnung über Lebensmittelzusatzsstoffe löst die bisherige Richtlinie und eine Reihe anderer Vorschriften ab. Das Europaparlament möchte gegenüber dem Kommissionsvorschlag vor allem die Anforderungen an den Umweltschutz verschärfen. Die Abgeordneten beschlossen außerdem eine Ausdehnung der Kennzeichnungspflicht. Bei der Verwendung von Tafelsüße oder Farbstoffen müsse darauf hingewiesen werden, dass diese Stoffe "allergische Reaktionen hervorrufen" können. Bei der Zugabe künstlicher Aromastoffe soll geprüft werden, ob dafür eine "technische Notwendigkeit" besteht. Das Parlament hat dabei gefährdete Personen wie Kinder im Auge, die durch besondere Aromen zum Konsum animiert werden. Höchstwerte von natürlichen Aromastoffen sollen allerdings nur festgelegt werden, wenn ihr Einsatz zu "wissenschaftliche begründeter Besorgnis" Anlass gibt. Der Mehrheit der Abgeordneten geht es vor allem darum, dass der Verbraucher nicht getäuscht wird.
Das Lebensmittelpakt stärkt den Zugriff der Kommission auf die Herstellung und den Vertrieb von Lebensmitteln in doppelter Weise. Alle Vorschläge sind Verordnungen, die nach Zustimmung des Ministerrates sofort und unmittelbar in Kraft treten. Die Abgeordneten haben außerdem akzeptiert, dass die Zulassung der Lebensmittelzusätze in Zukunft ohne Mitsprache des Parlaments möglich ist.