Die Weichen für Europas Zukunft wurden neu gestellt. Den CSU-Abgeordneten Thomas Silberhorn interessierte dabei besonders die Frage nach der zukünftigen Macht nationaler Parlamente. Die EU-Gipfel-Teilnehmer beschlossen, diese zu stärken. Der Jurist und außen- und sicherheitspolitische Sprecher der CSU-Landesgruppe klingt zufrieden: "Die Bedeutung der nationalen Parlamente für die europäische Integration wird zunehmend anerkannt. Die Mitglieder der nationalen Parlamente tragen Mitverantwortung für das Gelingen der europäischen Integration in ihren Ländern. Sie müssen deshalb in die Lage versetzt werden, die Beachtung des Subsidiaritätsprinzips durch die EU wirksam zu kontrollieren." Konkret bedeutet das: Europa muss mehr Rücksicht auf die nationalen Parlamente nehmen.
Mit dem Ende der EU-Ratspräsidentschaft sind für den Parlamentarier anstrengende Sitzungswochen vorbei: "Der Europaausschuss stand - wie auch viele andere Ausschüsse des Bundestages - im ständigen Austausch mit der Bundesregierung. Selten hatten wir so viele Kommissare, Regierungschefs und Parlamentarierdelegationen im Parlament zu Gast, die uns wohl zugleich als Sprachrohr und Gehörgang der deutschen Ratspräsidentschaft wahrgenommen haben."
Der Parlamentarier, der 1968 im fränkischen Kemmern im Landkreis Bamberg geboren wurde, zog 2002 in den Bundestag ein. Er vertritt den Wahlkreis Bamberg-Forchheim, den er mit über 57 Prozent der Erststimmen direkt gewann. Es ist eine Herausforderung für ihn, bei der thematischen Spannbreite der Außen- und Sicherheitspolitik den Überblick zu behalten. Seine Strategie: "Ich fahre ganz gut zweigleisig. Im Wahlkreis bin ich mit der ganzen Bandbreite aktueller Themen konfrontiert und arbeite mehr als Generalist. In Berlin habe ich mich als Sprecher der CSU-Landesgruppe ,für alles außerhalb Bayerns' spezialisiert. Natürlich gibt es eine Arbeitsteilung mit einer Reihe von Kollegen. Mein persönlicher Schwerpunkt ist die Europapolitik."
Das war nur konsequent, denn Silberhorn hat sich schon als Wissenschaftler viele Jahre mit Europa- wie mit Völkerrecht befasst. Nach seinem Studium arbeitete er unter anderem als wissenschaftlicher Mitarbeiter am Lehrstuhl für Öffentliches Recht der Universität Bamberg mit dem Schwerpunkt Europarecht. Nach dem zweiten Staatsexamen konzentrierte er sich als wissenschaftlicher Assistent an der Universität Bayreuth auf Völker- und Europarecht. 2001 ließ er sich als Rechtsanwalt nieder. Mit dem Einstieg in die Bundespolitik eröffnete sich der Bayer mit der jugendlichen Ausstrahlung aus juristischer Sicht eine neue Perspektive: "Seine Vorstellungen vor dem Forum der Öffentlichkeit artikulieren und Gesetze mitgestalten zu können, die für alle verbindlich sind, ist eine spannende Aufgabe. Als Jurist kann man nur über die Anwendung des Rechts streiten, als Politiker entscheidet man mit über den Inhalt." Seine beruflichen Kenntnisse haben es ihm als Abgeordnetem leichter gemacht, sich zu profilieren. "Ich musste mich im Europaausschuss nicht lange einarbeiten, sondern konnte gleich loslegen."
Auch bei wichtigen Vertragsvereinbarungen hat Silberhorn bereits Zeichen gesetzt. Er verhandelte 2006 mit an der Vereinbarung von Bundestag und Regierung über die Zusammenarbeit in Angelegenheiten der Europäischen Union. So etwas liegt ihm, sagt er, weil er "einiges Verhandlungsgeschick" zu seinen Stärken zählt. Der Grundstein für sein starkes Interesse an Europa wurde schon in der Grundschule gelegt, glaubt der Vater eines 20 Monate alten Sohnes. "Ich habe zum Beispiel mehrmals am Schüleraustausch teilgenommen und war mit dem Jugendorchester Bamberg zu Konzerttourneen im Ausland. Ich habe internationale Kontakte immer als persönliche Bereicherung erfahren", sagt der 38jährige. Mit 19 Jahren gründete Silberhorn, der damals Geige spielte, das Jugendorchester Bamberg und war bis 1999 dessen Vorsitzender. Er weiß also, wie wichtig es ist, den richtigen Ton zu treffen. Für ein so sensibles Feld wie die Europapolitik, in der auch Stimmungen eine große Rolle spielen, eigentlich eine gute Basis.