Als Reichskanzler Bismarck 1889 die gesetzliche Rentenversicherung in Deutschland schuf, durfte lediglich jeder fünfte Mann und jede dritte Frau hoffen, das 70. Lebensjahr und damit jene Altersgrenze zu erreichen, die ein Anrecht auf eine Rente sicherte. Damit war eines klar: Die Rente sollte die Ausnahme, nicht die Regel sein. Heute erreichen mehr als 80 Prozent der Männer und mehr als 90 Prozent der Frauen das Rentneralter von 65 Jahren.
Aufgrund der steigenden Lebenserwartung beziehen immer mehr Deutsche immer länger eine Rente. Die durchschnittliche Rentenbezugsdauer liegt heute bei 17 Jahren. 1970 hatte sie noch bei zehn Jahren gelegen. Gleichzeitig zeichnet sich wegen der geringen Geburtenzahlen ein Rückgang der erwerbstätigen Beitragszahler ab. Der Rest ist Mathematik. Entweder steigen pro Kopf die Rentenbei-träge oder aber die Rentenhöhe wird sinken. Soll die Rente nicht gekürzt werden, muss zwangsläufig die Bezugsdauer verringert werden. Genau dieser Absicht folgt die von der Großen Koalition beschlossene "Rente mit 67". Das ist eine ökonomisch kluge Entscheidung.
Die Rente mit 67 ist ökonomisch unabdingbar. Sie schöpft die Fähigkeiten, das Wissen und Können der älteren Menschen besser aus. Sie ist sozial, weil sie nicht junge Alte zwangsweise in die Alterseinsamkeit versetzt, und sie ist verglichen zur Bismarckschen Altersgrenze von 70 Jahren eine geradezu bescheidene Anpassung an die demografi-schen Realitäten des 21. Jahrhunderts!