VON MONIKA PILATH
Die Rente ist sicher, aber künftig sicher nicht genug, um den Lebensstandard im Alter zu halten. So weit hat inzwischen die Mehrheit der Bürger das wohl bekannteste Zitat des einstigen Bundesarbeitsministers Norbert Blüm (CDU) für sich abgewandelt. Doch wie steht es wirklich um die Rente im Jahr 2007? Wie (und wovon) werden Rentner in Zukunft leben? Hat die Politik die richtigen Antworten gegeben oder kommt schon bald die nächste Reform? Einige Monate nach dem Bundestagsbeschluss zur schrittweisen Anhebung des Renteneintrittsalters auf 67 Jahre zieht "Das Parlament" in dieser Ausgabe eine erste Bilanz und klopft das System der Alterssicherung auf seine Zukunftstauglichkeit ab, bietet Fakten, Hintergründe und Positionen zum Thema Rente.
Vor 50 Jahren beschloss der Bundestag die Grundzüge des heutigen Rentensystems: Die Jungen zahlen mit ihren Beiträgen die Renten der Alten, heißt die Formel des Umlageverfahrens. Wenig beachtet wurde bislang der Zusammenhang, dass 1957 die Alterslasten sozialisiert wurden, während die Lasten der Kindererziehung Privatsache blieben. Das hatte zur Folge, dass Kinderkriegen kein notwendiger Bestandteil der Altersvorsorge mehr ist - mit Auswirkungen auf Demografie und Rentenkasse.
Der in der 57er-Reform grundgelegte Generationenvertrag ist darauf angewiesen, dass es genug junge Leute gibt. Inzwischen zahlen aber immer weniger Aktive für immer mehr Alte. Eine Antwort, warum das so ist, hat das Bundesverfassungsgericht schon 1992 gegeben: "Die bisherige Ausgestaltung der Rentenversicherung führt im Ergebnis zu einer Benachteiligung der Familie." Das hat sich trotz der Einbeziehung von Erziehungszeiten bis heute nicht wesentlich geändert.
Vielleicht sollte ein Gedanke von Wilfried Schreiber aufgegriffen werden. Der Erfinder der dynamischen Rente hatte 1956 als zweites Standbein des Generationenvertrages eine Kindheits- und Jugendrente in den Blick genommen, die Erziehung honorieren sollte. Zur Kasse wollte Schreiber kinderlose Erwerbstätige über 35 Jahren bitten. Zu teuer, befand damals Bundeskanzler Konrad Adenauer (CDU) und strich das Vorhaben. Kaum jemand konnte sich damals vorstellen, dass die Leute irgendwann nur noch wenige Kinder bekommen sollten. Ein folgenschwerer Irrtum, wie wir heute wissen.
Das Münchner Ifo-Institut hat ausgerechnet, dass ein heute geborenes Kind der Rentenversicherung im Laufe seines Lebens fast 78.000 Euro mehr an Beiträgen bringt, als es später im Alter an Leistungen erhält. Darin sind die Effekte durch Kindeskinder noch nicht eingerechnet.
Für den Staat ist die Rente unterdessen eine Riesensache, allein schon finanziell. Der Bundeszuschuss beträgt in diesem Jahr 78,39 Milliarden Euro, das ist der größte Einzelposten im gesamten Haushalt. Alles gut und gerecht investiert und organisiert? Wir dürfen gespannt sein auf die Antworten der heute Geborenen.