Der im deutschen Exil lebende türkische Schriftsteller Dogan Akhanli will die "ewige Scham und Schmach" nicht länger ertragen: Sein Romanheld, selbst Opfer von Gewalt, bittet beim Jüngsten Gericht um Vergebung. In seiner traumhaften Erzählung geht es um das Tabu-Thema der türkischen Geschichte: den Völkermord an den Armeniern während des Ersten Weltkrieges. Akhanlis Roman bildet die literarische Brücke zu den Werken von Franz Werfel und Edgar Hilsenrath über das Genozid an den Armeniern.
Dem Autor ist ein Platz in der Literaturgeschichte seines Heimatlandes sicher, denn bislang hat es noch keiner seiner Kollegen gewagt, über dieses düstere Kapitel einen Roman zu schreiben. Renommierte türkische Autoren wie Orhan Pamuk oder Elif Shafak bekamen es 2006 allein wegen der Erwähnung des Völkermordes an den Armeniern mit der türkischen Justiz zu tun. Vorgeworfen wurde ihnen die "Herabsetzung des Türkentums". Immerhin kann sich Dogan Akhanli, der bereits zwei Jahre im Istanbuler Militärgefängnis verbracht hat, sicher sein, dass der lange Arm der türkischen Justiz nicht bis nach Köln reicht.
Die Richter des jüngsten Gerichts.
Kitab Verlag, Klagenfurt 2007; 280 S., 22 ¤