Die Ankunft Tausender schwarzafrikanischer Bootsmigranten auf Teneriffa war im vergangenen Jahr monatelang Thema der internationalen Presse. Wie sieht es dieses Jahr aus?
Im ersten Halbjahr 2007 sind auf Teneriffa 1.892 Immigranten in 30 Booten an legal nicht vorgesehenen Orten angekommen - die meisten kamen aus Algerien, Angola, Benin, Burkina Faso und dem Tschad. 2006 waren es 239 Boote mit mehr als 18.000 Immigranten.
Sind Polizei und Hilfsdienste in diesem Jahr besser auf die Ankunft der Einwanderer vorbereitet?
Die Beamten der Nationalpolizei und der Guardia Civil erhalten ebenso wie die Rot-Kreuz-Mitarbeiter das notwendige Training für ihre Aufgaben. Je länger sich das Problem unglücklicherweise hinzieht, umso mehr Erfahrung gewinnen die Hilfskräfte natürlich. Um unsere Arbeit aber bestmöglich zu leisten, benötigen wir noch mehr Mittel und neue Aufnahmelager.
Was geschieht mit den Migranten, die auf Teneriffa landen?
Wir haben auf den Kanaren derzeit drei Aufnahmelager: auf Gran Canaria, auf Teneriffa und auf Fuerteventura. Wegen der Immigrationswellen des vergangenen Jahres hat das Verteidigungsministerium zusätzlich ein provisorisches Lager auf Gran Canaria und ein weiteres auf Teneriffa eingerichtet. Die Immigranten bleiben vierzig Tage, dann werden sie entweder im Rahmen der Rücknahmeabkommen mit unseren Nachbarländern in ihre Heimat zurückgeschickt, oder sie werden aufs spanische Festland gebracht.
Welchen Effekt hat die Kooperation Spaniens mit den westafrikanischen Küstenländern und der europäischen Grenzagentur Frontex?
Es gibt kein Zaubermittel, das die Probleme von einem Tag auf den anderen löst. Aber die Zahlen belegen, dass wir durch die Kooperation und die Kontrollen der Boote, die von der afrikanischen Küste ablegen könnten, die Zahl der Immi- granten reduziert haben. Frontex hat ohne Zweifel einen großen Beitrag dazu geleistet.
Unter den Migranten gibt es einen gewissen Prozentsatz von Flüchtlingen. Was wird für sie getan?
In der Provinz Teneriffa sind dieses Jahr nach Zahlen des Innenministeriums 180 Flüchtlinge angekommen. In der Provinz Gran Canaria waren es 242 Flüchtlinge. Sobald die Immigranten einen Fuß auf spanischen Boden setzen, erhalten sie ein mehrsprachiges Dokument, zum Beispiel auch auf Wolof, das sie auf ihr Recht, Asyl zu beantragen, hinweist. Sie bekommen dafür auch ein Blankoformular ausgehändigt. Beantragen sie Asyl, beginnt der übliche Prozess der Überprüfung auf politischen und diplomatischen Kanälen.
Die Fragen stellte Martin Dahms.
Er ist Spanien-Korrespondent der "Frankfurter Rundschau".