Ihr Land hatte im Juni eine Arbeitslosenquote von knapp 16 Prozent und zu wenig Industrie, um genug Arbeitsplätze zu schaffen. Wie wollen Sie die Wirtschaftsstruktur ändern?
Mecklenburg-Vorpommern wird wohl nie ein Industrieland werden. Elf Prozent Industrieanteil sind aber zu wenig. Neuen Investoren helfen wir mit einer Wirtschaftsfördergesellschaft. Und wir konzentrieren uns im Moment stark auf das Wachstum der ansässigen Unternehmen. Einige kündigen uns ein Wachstum von bis zu 50 Prozent an und suchen nach Realisierungsmöglichkeiten. Da muss Infrastruktur her und finanzielle Förderung.
Wo liegen die Stärken Ihres Landes?
Die Stärken des Landes liegen in erster Linie im gesamten maritimen Bereich. Der geht von den Häfen über den Schiffbau zum Urlaubscharterverkehr auf Binnengewässern. Dann der Tourismus, zum Beispiel die Gesundheitswirtschaft, der wir uns jetzt besonders zuwenden. Und die Land- und Ernährungswirtschaft. Wir haben etwa 20.000 Beschäftigte allein in der Ernährungsindustrie. Dazu gibt es noch einzelne Bereiche wie Holzwirtschaft, Gen- und Biotechnik, die man unbedingt erwähnen muss.
Tourismus ist aber kein Bereich für gut bezahlte Arbeitsplätze. Wie wollen Sie das ändern?
Es geht zunächst darum, wegzukommen von der Abhängigkeit von nur einer Saison. Es kommt es darauf an, die Infrastruktur weiter zu entwickeln. Wir haben zum Beispiel 2.000 Kilometer Fahrradwege. So etwas müssen wir fördern, damit können wir Menschen auch außerhalb der Saison locken. Dann kommt die Gesundheitswirtschaft dazu mit Angeboten der "Medical Wellness".
Was tun Sie für Auszubildende und ältere Arbeitslose?
Wir liegen mit einer Ausbildungsquote von 6,4 weit über dem Bundesdurchschnitt von 5,9. Das reicht aber nicht aus. Deswegen unterstützt das Land zum Beispiel die Verbundausbildung bei den Unternehmen. Der Bund finanziert über das "Ausbildungsprogramm Ost" über 1.600 Lehrstellen. Aber auch ältere Arbeitslose müssen wieder fit werden für den Arbeitsmarkt. Wir entwickeln gerade Programme, um sie passend zum Job qualifizieren zu können.
Die Pro-Kopf-Verschuldung liegt mit 6.300 Euro deutlich über Westniveau. Wie wollen Sie die senken?
Wir haben für den Haushalt 2007 und die zwei folgenden beschlossen, dass diese ausgeglichen vorgelegt werden. Es sollen keine neuen Schulden gemacht werden. Die Pro-Kopf-Verschuldung würde trotzdem steigen. Deswegen wollen wir 2008 und 2009 Tilgungen leisten. In 2008 100 Millionen, in 2009 150 Millionen Euro. Dadurch soll die Verschuldung schrittweise zurückgeführt werden.
Die Fragen stellte
Sandra Ketterer