Ist die mediale Manipulation des Volkes eine entscheidende Voraussetzung für die Kriegsbereitschaft einer Demokratie? "Nein", sagt der Politologe Jochen Hils. Dem Weißen Haus ist es zumindest nicht gelungen, das amerikanische Volk während der Kosovokrise zu manipulieren. Auch wenn weder die Regierung noch die Nato Anstrengungen scheuten, um mit einer einseitigen Informationspolitik die öffentliche Unterstützung für ihren Luftkrieg gegen Serbien sicherzustellen.
Unabhängig davon schnellte die Zustimmung zu den Luftangriffen bis zum Ende der dritten Kriegswoche am 13. April 1999 um 15 Prozentpunkte auf 61 Prozent hoch. Verantwortlich dafür war weniger die offizielle Propaganda als die Beurteilungen der Experten, die Berichterstattung der Medien und die Haltung der Opposition. Die republikanische Kongressmehrheit folgte der in der amerikanischen Außenpolitik spezifischen "Kultur der Unterordnung" und beeinflusste so die "(verfälschte) kriegsbefürwortende öffentliche Mehrheitsmeinung".
Hils' Studie ist alles andere als eine leichte Feierabendlektüre. Insgesamt handelt es sich um eine glänzende wissenschaftliche Arbeit.
Manipuliertes Volk? Mediendemokratie und die militärische Interventionspolitik der USA am Beispiel der Kosovokriege.
Nomos, Baden-Baden 2007. 350 S., 45 ¤