Es klingt fast wie eine datenschutztechnische
Liebeserklärung, was Unions-Fraktions-Vize Wolfgang Bosbach
unlängst verlauten ließ: "Ich bin der festen
Überzeugung, wenn Otto Schily heute noch für die
Innenpolitik der SPD-Bundestagsfraktion zuständig wäre,
hätten wir längst eine Einigung." Und fügte,
offenbar selbst verwundert über seinen unerfüllbaren
Wunsch, hinzu: "Dass ich den mal vermissen würde, das
hätte ich bis vor
einigen Wochen auch nicht gedacht."
Niemand hätte es für möglich gehalten, doch trotz endloser Diskussionen um den Datenschutz und das nicht enden wollende Hickhack um die Onlinedurchsuchungen keimt ein unerwarteter Verdacht auf: Bosbach - ein Schily-Fan?
Allerdings, ganz so bemerkenswert ist Bosbachs nun offenbarte Vorliebe vielleicht doch nicht. Wie New Yorker Forscher kürzlich herausfanden, basieren politische Haltungen nicht allein auf bewussten Willensentscheidungen, sondern zu einem Teil auch auf im Gehirn verankerten Veranlagungen. Der "ante-riore cinguläre Cortex" im Vorderlappen des Gehirns etwa sei bei liberalen Menschen weitaus aktiver als bei Konservativen, war in der Fachzeitschrift "Nature Neuroscience" zu lesen.
Das ist des Rätsels Lösung: Bosbach und Schily - zwei Gehirne im Gleichtakt, kämpfend gegen das Böse der Welt, gegen Terrortelefonierer, verfassungsfeindliche Mailer und Spamer. Zwei Brüder im Geiste, die sich über alle parteipolitischen Schranken hinweg verständigen, Telepathie der politischen Hirnwindungen sozusagen. Zwei ebenbildliche Gehirnvorderlappen im Antiterrorkampf, zwei zwillingshafte Cortexe weisen den Weg ins sicherheitstechnische Paradies.
Vielleicht kann Ex-RAF-Anwalt, Ex-Grünen-Gründer und Ex-SPD-Innenminister Schily - genetisch bedingt - gar nicht anders, als einen neuerlichen Wechsel anzustreben: zur Union.