Die Große Koalition hat sich noch nicht auf Details einer Verlängerung des Arbeitslosengeldes I für Arbeitnehmer über 45 Jahren geeinigt, aber der Bundestag hat sich schon zweimal damit befasst. Die Diskussion in SPD und Union lässt erwarten, dass nach Anfragen und Anträgen der Opposition auch die Regierungsparteien bald einen Vorschlag machen werden, der eine längere Zahlung vorsieht.
Politisch wäre das verständlich. Die meisten Bürger finden es gerecht, dass ältere Arbeitnehmer länger Geld bekommen. Sie empfinden die Arbeitslosenversicherung nicht als reine Risikoversicherung, sondern erwarten eine Anerkennung für ihre Lebensleistung. Änderungen zugunsten älterer Arbeitsloser können aber leicht zu neuen Ungerechtigkeiten führen.
Wenn man - wie vom nordrhein-westfälischen Ministerpräsidenten Jürgen Rüttgers vorgeschlagen -länger gearbeitet haben muss, um die gleiche Zeit Arbeitslosengeld zu bekommen wie bisher, kann das schnell junge Familien treffen, Alleinerziehende und Menschen, die mehrfach arbeitslos werden. Die Jüngeren würden dann gegen die Älteren ausgespielt.
Für viele Arbeitslose wäre es besser, das im Moment bei der Bundesagentur für Arbeit reichlich vorhandene Geld würde statt für längeres Arbeitslosengeld für bessere Qualifizierung ausgegeben. Die Idee von Arbeitsminister Franz Müntefering, den längeren Bezug von Arbeitslosengeld I an Weiterbildung zu knüpfen, sollte noch eine Chance bekommen. Vor allem aber darf es keine Rückkehr zum alten Prinzip der Frührente geben.
Politik und Unternehmen haben zu lange zu viele Menschen mit Mitte 50 als altes Eisen entsorgt. Sie aber brauchen Chancen statt ein paar Monate mehr Geld.