Am Wahlabend gingen in einigen Wahllokalen sogar die Stimmzettel aus, so groß war der Andrang der Wähler. Die Wahl war zur Volksabstimmung geworden - für oder gegen Kaczynski. Die Antwort konnte kaum eindeutiger sein: Schluss mit einer Regierung, die Polizei, Sicherheitsdienste, die Staatsanwaltschaft sowie das staatliche Fernsehen zum permanenten Kampf gegen die politischen Gegner missbrauchte; Schluss mit einer Außenpolitik, die Polen im Ausland zum ewigen Querulanten degradierte; Schluss mit einer Politik des Hasses, die alle Politiker der Vor-Kaczynski-Zeit zu Verrätern erklärte. Und auch die beiden extrem nationalistischen und populistischen Parteien wurden nun sang- und klanglos aus dem Parlament geworfen.
Die Polen sind ein aufrührerisches Völkchen. Und eine Nation, die mit großem Mut gegen die deutschen Besatzer wie auch gegen die kommunistischen Herrscher kämpfte, ertrug die Herrschaft der autoritären Zwillinge nicht länger als zwei Jahre, auch wenn die Kaczynskis glaubten, ihnen allein gehöre der polnische Patriotismus.
Das war in der Tat die wichtigste Wahl in Polen seit 1989. Es war eine Richtungswahl, es ging um das Bild, das die Polen von sich selbst haben. Jetzt ist es klar: Polen bleibt ein weltoffenes, pro-europäisches Land, das gegenüber den Nachbarn zwar selbstbewusst, aber ohne Minderwertigkeitskomplexe auftreten kann, ein Land, das, ohne die Vergangenheit zu vergessen, selbst mit den Deutschen in Freundschaft leben kann.