Es ist ein merkwürdiger Umstand, dass ausgerechnet jener Bundeswehr-Auslandseinsatz am heftigsten umstritten ist, den deutsche Soldaten im Moment nur zum Teil ausfüllen.
In der Debatte um die Verlängerung des Mandats für die Antiterror-Operation "Enduring Freedom" (OEF) standen nicht die Leistungen mehrerer Hundert Marinesoldaten zur Seesicherung am Horn von Afrika im Zentrum. Vielmehr konzentrierte sich die Diskussion auf Afghanistan und das Kommando Spezialkräfte (KSK).
Unter OEF-Mandat aber sind am Hindukusch schon lange keine deutschen Elitesoldaten mehr unterwegs. Den Gegnern der OEF-Verlängerung ging es weniger um die Sache, als um die Demonstration einer Haltung. Der Antiterror-Einsatz ist für viele zum Symbol all dessen geworden, was sie an der US-Kriegführung ablehnen und womit sie sich nicht gemein machen wollen.
Tatsächlich haben OEF-Einsätze afghanische Zivilisten das Leben gekostet. Aber die Trennung zwischen dem "guten" Einsatz der Internationalen Schutztruppe ISAF und der "bösen" Antiterror-Operation OEF ist künstlich. Beide sind aufeinander angewiesen. Berlin steht auch deshalb zu OEF, weil sich Bündnistreue in der Nato in Afghanistan nicht als hohle Formel erweisen darf: Wer, bitte, würde im Notfall einmal deutschen Soldaten zu Hilfe kommen, wenn der Bundestag den Partnern jetzt signalisiert hätte, dass sie gefährliche Aufgaben gefälligst alleine lösen sollen?