Klimageschichte
Ein nüchterner Blick in die Vergangenheit
Es tut gut, zwischen all den aufgeregten Buchtiteln über den Klimawandel und seine Folgen eine ruhigere Lektüre zu finden, die sich sich dem Thema annimmt. Der Historiker Wolfgang Behringer, Professor für Frühe Neuzeit an der Universität des Saarlandes, hat eine solche mit seiner "Kleinen Kulturgeschichte des Klimas" vorgelegt.
Den Klimawandel vor Augen, wirft Behringer den Blick weit zurück, um zu klären, wie der Mensch in der Vergangenheit mit dem Wechsel von kalten und warmen Perioden umgegangen ist; jenen Schwankungen im Weltklima, die einen ganz natürlichen Vorgang darstellen. Er tut dies jedoch, ohne dabei zu leugnen, dass der Mensch durch sein Verhalten eben auch Einfluss auf das Klima nimmt. All zu oft werden in der Diskussion um den "menschgemachten Klimawandel" diese Fakten gegeneinander ausgespielt. Die Vorstellung von einem für den Menschen idealen Klimagleichgewicht verweist der Autor zu Recht ins Reich der Legenden. Und zu Recht weist er auch darauf hin, dass schon so manche pessimistische Vorhersage von Klimaforschern nicht eingetreten ist.
Behringers informative Schilderungen über die Klimaperioden und ihre Anforderungen zeugen von der kreativen Anpassungsfähigkeit des Menschen. Allerdings schmeckt die Lektüre insgesamt doch etwas sehr nach Beruhigungspille. Deutlich wird dies an jenen Stellen, wenn Behringer davon schwärmt, zu welchen kulturellen Blüten die warmen Perioden in der Menscheitsgeschichte führten. Er scheint so bemüht, den aktuellen Horrorszenarien um die Erderwärmung eine ausgewogenere Sichtweise entgegen zu stellen, dass er schon wieder über sein lobenswertes Ziel hinaus schießt.
Behringers Blick in die Vergangenheit birgt zudem ein prinzipielles Problem: Historische Erfahrungen lassen sich nun mal nicht so einfach in die Zukunft übertragen. Und so mutet die Formel "Wenn es wärmer wird - wir werden uns darauf einstellen" doch reichlich naiv an. Der Mensch könnte eines Tages auch an einer Herausforderung scheitern. Und die Geschichte war noch nie ein guter Zeuge für die These, dass die Menschen aus den Erfahrungen ihrer Vorfahren gelernt hätten.
Wolfgang Behringer:
Kulturgeschichte des Klimas. Von der Eizeit bis zur globalen Erwärmung.
Verlag C.H. Beck, München 2007; 352 S., 22,90 ¤