Bevor Uri Avnery am Unabhängigkeitskrieg 1948/49 teilnahm, hatte er bereits im Untergrund für einen jüdischen Staat gekämpft. Später ging er in die Politik, war von 1965 bis 1981 Mitglied der Knesset und gehörte zu den Mitbegründern der Friedensbewegung Gush Shalom, die 1993 den Alternativen Nobelpreis erhielt. Der 84-Jährige kennt die Hintergründe der Konflikte seines Landes mit den Nachbarstaaten besser als manch renommierter Experte.
Deshalb erstaunt es umso mehr, dass sein Tagebuch in dem kleinen "Kitab Verlag" erscheint. Bereits auf den ersten Seiten versteht der Leser jedoch nur zu gut, warum. Denn Avnery räumt mit Tabus und Legenden der israelischen Politik auf. Während Ariel Sharon, ein "israelischer Napoleon", mit dem Tod ringe, habe die politische Elite bereits damit begonnen, am Mythos von "Sharons Vermächtnis" zu basteln, moniert der Autor. Selbst die Linke, die ihn stets als Mörder beschimpft habe, stilisiere ihn nun zu einem "Mann des Friedens". In diesem Buch gehen Weisheit, Provokation und eine kindlich anmutende Naivität eine lesenswerte Mischung ein.
Von Gaza nach Beirut.
Kitab Verlag, Klagenfurt 2007; 236 S., 18 ¤