Die beiden Frauen trennt nur ein Flur, es verbindet sie der 16. September 1991 als gemeinsames Einstellungsdatum - und nun auch eine gemeinsame Führungsaufgabe:
Susanne Schnürer (rechts im Bild) und Katja Meyer zu Heringdorf haben einen im Deutschen Bundestag nicht alltäglichen Weg gewählt, Karriere und Familie zu vereinbaren: Sie teilen sich die Leitung des Referats ZV 3: Ausbildung, Fortbildung und Sozialaufgaben. Für beide ist das Jobsharing keine neue Erfahrung.
Susanne Schnürer praktiziert es bereits seit Frühjahr 2003 als Teilzeitleiterin des Referats, Katja Meyer zu Heringdorf stieß Ende Oktober -als Leiterin ebenfalls jobsharingerprobt - als zweite Hälfte dazu. Und so sind die Übergaben und Besprechungen in den Phasen, in denen beide Frauen gleichzeitig in ihren gegenüberliegenden Büros arbeiten, auch bereits Routine. Dass die Arbeitsteilung nicht nur auf der Leitungsebene reibungslos klappt, liegt nach Meinung der beiden Juristinnen auch an den Zuständigkeiten des Referats. Die lassen sich gut trennen und auf zwei Köpfe verteilen: Katja Meyer zu Heringdorf kümmert sich um die Themenfelder Aus- und Fortbildung, Susanne Schnürer um das weite Feld der Sozialaufgaben.
Da ein Großteil der Aufgaben des Referats mitbestimmungspflichtig ist, gehört eine enge Kooperation mit dem Personalrat zum Arbeitsalltag. Die Sozialaufgaben sind vielfältig. "Vom Kindergarten bis zum Nachruf ist alles dabei", sagt Schnürer und lacht.
Unter anderem ist die Kindertagesstätte des Bundestags mit ihren 24 Erzieherinnen dem Referat zugeordnet, daneben kümmert sich das 27-köpfige Team innerhalb der Verwaltung um Beihilfe, Trennungsgeld, Wohnungsfürsorge oder Jobticket. Der Betriebsarzt, die betriebliche Gesundheitsförderung und der psychosoziale Dienst sind ebenfalls bei ZV 3 angesiedelt. Und auch das Verfassen von Nachrufen auf verstorbene Kolleginnen und Kollegen gehört zu den Aufgaben des Referats. Derzeit gibt es allerdings auch erfreulichere Dinge zu erledigen: Die Weihnachtspost an alle Ehemaligen muss bald fertig sein. Wahrlich ein Referat für alle Lebenslagen und -probleme.
Ein zweiter Schwerpunkt der Arbeit liegt in der Aus-, Fort- und Weiterbildung der Bundestagsmitarbeiterinnen und -mitarbeiter. Sprach- oder IT-Kurse, Schulungen zum Allgemeinen Gleichstellungsgesetz oder zum Vergaberecht, aber auch Führungskräftelehrgänge - alle Anfragen aus der Bundestagsverwaltung wandern über die Tische von ZV 3. Dort wird der Bedarf festgestellt und die haushaltsrechtlichen Möglichkeiten geprüft. "Wir finden dabei für jede und jeden die passende Fortbildung und den passenden Anbieter", sagt Katja Meyer zu Heringdorf. Auch in den Bereich Ausbildung ist in den vergangenen Jahren einige Bewegung gekommen. In 39 Referaten und einigen Kooperationsbetrieben bildet der Bundestag zurzeit 97 junge Menschen aus. Eine stolze Zahl, finden die beiden Leiterinnen. "Sie hat sich seit 2004 vervierfacht", unterstreicht Katja Meyer zu Heringdorf. Das ist kein Zufall, sondern der im Jahr 2004 von der Wirtschaft und Bundesregierung gestarteten Ausbildungsinitiative zu verdanken: Sie forderte seinerzeit von Unternehmen und Verwaltungen eine Ausbildungsquote von sieben Prozent ein, von der auch der Bundestag damals weit entfernt war. "Seither ist die Zahl unserer Auszubildenen kontinuierlich gestiegen", ergänzt Susanne Schnürer.
In der Verwaltung des Bundestages erlernen unter anderem Fachangestellte für Bürokommunikation sowie Fachangestellte für Medien- und Informationsdienste ihren Beruf. Erst jüngst wurde der erste erstarkte Ausbildungsjahrgang 2004 im Beisein von rund 400 Gästen mit einem feierlichen Programm und den guten Wünschen des Bundestagspräsidenten Norbert Lammert in die Arbeitswelt entlassen. Die Besten von ihnen können sich nun über eine befristete Stelle mit der Chance auf eine dauerhafte Anstellung im Bundestag freuen.