Sorbische bräuche
Viele Kinder beherrschen die Sprache nur noch rudimentär
Bunte Trachten und kunstvoll bemalte Ostereier: Das ist das Bild, das die meisten Nicht-Sorben von der kleinen Minderheit in der Lausitz haben. Doch die Sorben - auch als Wenden bezeichnet - haben noch mehr zu bieten. Existenziell für das Sorbisch-Sein ist die Pflege der Sprache. Die gehört zur Familie der slawischen Sprachen und ist mit dem Polnischen, Tschechischen und Slowakischen verwandt und wird in einer Vielzahl von Dialekten gesprochen. Weil die 60.000 Sorben keinen Mutterstaat außerhalb der Bundesrepublik haben, steht die Sprach- und Kulturpflege im Mittelpunkt der meis-ten sorbischen Einrichtungen. Das Projekt "WITAJ", das 1998 in Cottbus startete, soll in Sachsen und Brandenburg dafür sorgen, dass sorbische Vorschulkinder zweisprachig aufwachsen. Inzwischen gibt es in Sachsen und Brandenburg rund 20 WITAJ-Gruppen. Beide Bundesländer bieten sorbischen Schülern zudem die Möglichkeit an, Sorbisch im bilingualen Unterricht zu lernen. Das ist nötig, weil es nach Ansicht der einzigen sorbischen Bundestagsabgeordneten Maria Michalk inzwischen zwei Generationen Sorben gibt, die ihre Sprache nicht gut beherrschen: "Sowohl während des Nationalsozialismus als auch in der DDR wurde die sorbische Sprache als etwas minderwertiges betrachtet." Heute hat die Lausitz einen bikulturellen Charakter. Am offensichtlichsten wird dies in der Beschilderung der Region: Alle öffentlichen Einrichtungen, Straßen und Verkehrszeichen sind sowohl deutsch als auch sorbisch beschriftet.
Organisatorisch vertreten werden die Sorben durch den Dachverband der sorbischen Vereine und Verbände, die Domowina. Sie wurde 1912 in Hoyerswerda gegründet. 1937 untersagten ihr die nationalsozialistischen Behörden die Tätigkeit und konfiszierten ihr Vermögen, 1945 nahm sie ihre Tätigkeit wieder auf. Insbesondere in den 50er- und 60er-Jahren ordnete sich die Domowina dem "sozialistischen Aufbau" in der DDR unter. Im März 1990 erklärte sie sich zur politisch unabhängigen und selbs-tändigen Organisation des sorbischen Volkes. Derzeit hat die Domowina etwa 7.300 Mitglieder in fünf Regionalverbänden und zwölf überregional wirkenden Vereinen.
Zur Kultur der Sorben gehören auch verschiedene Bräuche. Besonders wichtig ist die niedersorbische Fastnacht zwischen Ende Januar und Anfang März, deren Abschluss das dreitägige Fest "Zapust" bildet. Ausgiebig gefeiert wird auch das Osterfest, mit Ostersingen, Osterfeuer und kunstvoll verzierten Ostereiern.