KOSTEN
In die Raumfahrt werden Milliarden investiert
Als Argument zur Diffamierung von Raumfahrtprojekten werden oft die hohen Kosten genannt - da werden enorme Summen in die Diskussion gebracht, auch schon mal Millionen und Milliarden verwechselt, aber der Laie staunt und ist verunsichert. Dabei macht die Raumfahrt im Vergleich zu anderen Ausgaben, wie etwa dem Militär- oder Finanzhaushalt eines Landes, nur einige Prozentpunkte aus.
Außerdem bringen die meisten Starts nützliche Anwendungssatelliten zur Kommunikation, TV-Übertragung, Erdbeobachtung und Navigation in ihre Umlaufbahnen, von denen wir alle profitieren. Weltweit wurden in den 50 Jahren seit dem ersten "Sputnik"-Start im Oktober 1957 bislang rund eine Billion Dollar in Entwicklung und Bau von kommerziellen Raketen und Satelliten, Planetensonden und Astronauten-Kapseln investiert. Für Militär-Satelliten-Projekte wird pro Jahr mindestens noch einmal, wenn nicht gar zweimal so viel Geld ausgegeben - für optische Aufklärung, Lausch- und Frühwarnsatelliten, sofern diese Projekte überhaupt veröffentlicht werden. Momentan werden nach Ansicht von Experten jährlich etwa 50 Milliarden US-Dollar für die internationale Raumfahrt ausgegeben, also für die zivilen und militärischen Projekte der USA, Russlands, Europas, Chinas, Japans und Indiens sowie vieler anderer kleiner Staaten. Das sind etwa drei Prozent des globalen Bruttosozialprodukts.
Deutschland hat in den fast 40 Jahren seit dem Start seines ersten Satelliten "Azur-1" etwa 18 Milliarden Euro für Raumfahrtprojekte aufgebracht. Momentan ist es jährlich etwa eine Milliarde Euro: für Satelliten- und Sondenprojekte sowie für die Mitfinanzierung der Internationalen Raumstation ISS. Die Hälfte davon geht an die Europäische Raumfahrt-Behörde ESA, der Rest an das nationale Programm sowie an die europäischen Nachrichten- und Wettersatelliten-Organisationen "Eutelsat" und "Eumetsat".
"Auch für die neuen militärischen Aufklärungs- und Nachrichten-Satelliten werden heute bei uns beträchtliche Summen aufgewendet", erläutert Niklas Reinke von der DLR-Pressestelle.
Trotzdem machen die genannten deutschen Finanzbeiträge insgesamt nur 2,2 Prozent der weltweiten Raumfahrtausgaben aus. Es gibt also noch großen Nachholbedarf, wenn man künftig in diesem wichtigen Hochtechnologiebereich angemessen vertreten sein will.
Momentan arbeiten etwa 5.550 Beschäftigte in der deutschen Raumfahrtindustrie und an den deutschen Standorten der großen europäischen Raumfahrt-Konzerne. Sie erwirtschafteten einen Umsatz von 1,45 Milliarden Euro teils auch für europäische Projekte im Rahmen der ESA.
Darüber hinaus befassen sich etwa 6.000 Wissenschaftler und Techniker im Deutschen Institut für Luft- und Raumfahrt sowie in anderen Raumfahrt-, Geografie- und Astronomie-Instituten mit dieser Thematik. Die europäische Raumfahrt-Behörde ESA - mit ihren 17 Mitgliedsländern - hat ein jährliches Budget von etwa 2,9 Milliarden Euro. Wolfgang Engelhardt
Der Autor arbeitet als Raumfahrtpublizist in Köln.