"Wer den Weltraum kontrolliert, kontrolliert die Welt", sagte der spätere US-Präsident Lyndon B. Johnson im Jahr 1961. Stimmt der Satz heute mehr denn je?
Ja. Man muss sich nur anschauen, was die Amerikaner an Rüstungsvorhaben und Strategien nach dem 11. September 2001 entwickelt haben. Für sie ist es ein klares Ziel, niemand anderem den Weltraum zu überlassen. Keiner soll sie besiegen können. Ein Beispiel dafür ist jetzt schon "Missile Defense". Der ausgeprägte Sicherheitsgedanke, den Sie in der gesamten Gesellschaft finden, treibt die amerikanische Rüstung an - ohne wenn und aber.
Bisher ist der Weltraum frei von Waffen. Wenn sich das ändert, steht uns dann ein "Krieg der Sterne" bevor, den wir uns bislang auf der Erde so nicht vorstellen konnten?
Ich hoffe nicht. Wir haben einen Weltraumvertrag von 1967, der verbietet, Massenvernichtungswaffen in der Erdumlaufbahn zu stationieren. Aber die Konvention sichert nicht alles ab, weil sie moderne Technologien nicht mit einschließt. Die Europäer müssen endlich eine Weltraumkonzeption erarbeiten, um eine Hochrüstung im Weltraum zu verhindern. Weil die Chinesen und Russen in der Genfer Abrüstungskonferenz diese Verhandlungen aber mit nuklearer Abrüstung koppeln wollen, werden beide Themen in der Genfer Abrüstungskonferenz ständig blockiert.
Haben die Europäer mit ihrer Position der Abrüstung überhaupt eine Chance oder werden sich die Amerikaner durchsetzen?
Ich hoffe, dass sich ein zweiter Kalter Krieg nicht wiederholt und sich die Vernunft durchsetzt. Die internationale Staatengemeinschaft muss verhindern, dass der Weltraum zum Schlachtfeld wird.
Welchen "Standortvorteil" bringen Waffen im Weltraum?
Man kann jeden Gegner auf der gesamten Welt angreifen, ohne selber angegriffen zu werden. Die Waffen werden auf den Satelliten stationiert, die gleichzeitig auch Leitsysteme sind. Diese bewaffneten Satelliten haben trotz einer sehr großen Entfernung ein hohes Bedrohungs- und Vernichtungspotential. Die Nation, die solche Satellitenwaffen hat, beherrscht die Welt.
Gibt es auch irgendeinen Vorteil, der aus bewaffneten Satelliten für die Menschheit erwachsen kann?
Nein. Aus Satelliten, die Waffen mit sich führen, wächst immer nur für einen ein Vorteil: für den, der sie hat. Bei den Satelliten, die wir bisher für zivile Zwecke nutzen, ist das anders. Sie bringen allen Vorteile, weil sie eine gute Aufklärungsarbeit über die Erde ermöglichen, etwa auch in ökologischen Belangen. Aber auch bauliche Veränderungen kann man registrieren und so beispielsweise darüber Kenntnis erlangen, ob der Iran eine neue Nuklearfabriken baut oder eben nicht.
Die Fragen stellte
Annette Rollmann